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Slow Trail durch das Bleistätter Moor am Ossiacher See Frühlingstour in Kärnten

Obwohl der Frühling schon weit fortgeschritten ist, liegt in den höheren Bergen noch Schnee. In den Tälern aber ist es schon richtig schön grün und fast sommerlich, so auch an den Kärntner Seen. Grund genug, zum Beispiel am Ossiacher See eine Frühlingswanderung zu unternehmen.

Von: Folkert Lenz

Stand: 16.05.2024

Slow Trail durch das Bleistätter Moor am Ossiacher See | Bild: BR; Folkert Lenz

Für den Kärntner Bergwanderführer Jörg Schmöe ist eine Wanderung weiter unten eine gute Alternative, wenn die Gipfel von Mittagskogel, Gerlitzen oder Dobratsch rund um die Villacher Seenplatte - noch nicht recht gangbar sind. Deswegen schlägt Schmöe eine Tour durch das artenreiche Bleistätter Moor vor, einer von Schmöes Lieblingsorten.

Halb See, halb Moor: das Bleistätter Moor.

Der angrenzende Ossiacher See besticht durch sein schwarzes, fast ölig wirkendes Wasser. Während Faaker See und Wörthersee eine türkis-grüne Farbe haben, ist der Ossiacher See durch seine Beschaffenheit und die Zuflüsse eher dunkel. Die Burg Landskron thront über ihm, das mächtige Stift Ossiach, einst ein Benediktiner-Kloster, dominiert das Südufer. Umrahmt ist der Ossiacher See von grünen Wäldern, Hügeln und Bergen: Richtung Südosten durch die Ossiacher Tauern, eine eher kleine Hügelkette. Auf der anderen Seite erhebt sich die Gerlitzen. Der südlichste Ausläufer der Nockberge ist ein markanter Berg und die Gerlitzen-Alpe im Winter ein beliebtes Skigebiet und im Sommer ein schönes Wandergebiet.

Mehr ein Spaziergang als ernsthafte Wanderung: der „Slow Trail“ im Bleistätter Moor.

 Der gut gepflegte Wanderweg ins Bleistätter Moor biegt bei Steindorf in die „nasse“ Landschaft ein. Ein Kormoran steht im Uferdickicht, Blesshühner paddeln gemächlich umher. Rechts ist Wasser, links ist Wasser. Sumpf und Morast sucht man vergebens. Wanderführer Jörg Schmöe erklärt, dass man das ehemalige Moor in den 1930er-Jahren abgepumpt und trockengelegt hat, damit man es landwirtschaftlich bewirtschaften konnte. Mitten durch das Bleistätter Moor floss die Tiebel. Das Flüsschen entspringt in Himmelberg in Mittelkärnten und mündet in den Ossiacher See. Die so genannte Tiebelmündung wurde 2017 wieder geflutet und zum Feuchtgebiet. Heute ragen tote Baumstämme aus dem Wasser. Ein ehemaliges Pumpenhäuschen – schon ganz schief – versinkt allmählich, Frösche quaken. Die skurrile Atmosphäre begeistert den passionierten Fotografen Schmöe immer wieder. In seinen Augen bieten die Wasserflächen und die abgestorbenen Bäume darin ein bizarres „Natur-Chaos“. Nirgendwo steht ein gerader Baum, alles ist „unordentlich“.

Nah am Wasser gebaut: Die „Slow Trails“ in Kärnten in der See-Region Villach verlaufen meist in der Nähe des Ufers.

Für Schmöe ist der Weg durchs Bleistätter Moor zugleich der schönste der so genannten „Slow Trails“. 14 Stück sind mittlerweile in ganz Kärnten entstanden, einige von ihnen auch rund um Villach. Sie versprechen „ein Naturerlebnis abseits vom Alltagsstress“, mit viel Ruhe und Anregungen für die Sinne. Kein Slow Trail ist länger als zehn Kilometer, mehr als drei Stunden ist man selten unterwegs. Statt Tempo machen ist hier Entschleunigung angesagt. So bleibt auch Zeit, dem Storchen-Nachwuchs im Nest auf dem Dach des Pumpenhauses zuzuschauen. Oder auf einer Bank sitzend dem knarzenden Quaken der Kröten nachzuspüren. Bis die Zeit kommt, in der die höheren Lagen wieder schneefrei und ideal zum Wandern sind.


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