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Bergtour per Bus & Bahn Öffentlich unterwegs in Graubünden und im Vinschgau

In diesem Sommer stellen wir Tipps für Bergtouren mit öffentlichen Verkehrsmitteln vor. Denn jeder kennt das Problem und die Bilder: Autoschlangen auf Alpenpässen, Staus auf den Autobahnen und Straßen in und durch die Alpen. Bergsport ist Motorsport - dieses Schlagwort ist leider zutreffend. Dabei hat sich der Alpentourismus zuerst mit der Eisenbahn entwickelt und die Nutzung der Bahn in den Bergen ist nicht nur nostalgisch, sondern ein guter und notwendiger Weg in eine klima- und umweltfreundlichere Zukunft

Von: Georg Bayerle

Stand: 31.07.2021

Die Rätische Bahn mit ihrer UNESCO-Weltkulturerbe-Lokomotive. | Bild: BR/rbb/SWR/Hagen von Ortloff

Ziel ist die Surselva, das Tal des Vorderrheins rund um Ilanz und Disentis. Thomas Michel, Vorstand des Gay Outdoor Club in München hat nicht lange überlegt, er ist seit langem überzeugter Bahnfahrer und hier geht es sozusagen ins gelobte Land des ÖPNV. Gleich hinter der deutschen Grenze wird es pünktlich und das Ticket kostet mit dem Europa-Spezialpreis nur 18 Euro bis Ilanz. Das ist die erste positive Entdeckung, denn zum selben Preis bin ich selbst schon einmal nach Spittal an der Drau gefahren. Ein Renner sind auch die Züge durch die Tauernschleuse bei Bad Gastein, zum Beispiel ins Bergsteigerdorf Mallnitz auf der Südseite der Hohen Tauern. Aber zurück zur Reise von Thomas Michel. Wie geht es dann weiter in und um Ilanz und in den Bündner Bergen?

Ein Regionalzug der Vinschger - Bahn fährt bei Latsch( Laces ) im mittleren Vinschgau durch Obstplantagen

Es gibt das Bündner General-Abonnement. Da ist jenseits von Sonderaktionen ein Monatspreis von 230 Franken fällig. Es lohnt sich also hinzuschauen, denn auch für den Bahnverkehr in der Schweiz gibt es günstige Angebote wie den Swiss Travel Pass. Oder man macht die Bahnfahrt überhaupt zum Haupterlebnis der Reise, etwa im legendären Glacier Express. Gutes Wetter vorausgesetzt, ziehen die Schweizer Berge vorbei wie im Panoramakino. Die Bahnstrecke über den Oberalppass oder auf den Weltkulturerbe-Strecken Albula und Bernina sind auch als lebendige Zeugen der Technikgeschichte einzigartig. So eine Bahnlinie gibt es auch in Slowenien: die legendäre Wocheinerbahn, die einst die Julischen Alpen mit Triest an der Adriaküste verbunden hat. So kann der ÖPNV selbst zum Erlebnis werden und das Reisen in seiner ursprünglichen Faszination erlebbar machen.

Auf Basis genau dieser Idee wurde vor 20 Jahren die stillgelegte Vinschgau-Bahn wiederbelebt. Der Architekt Andreas Gottlieb-Hempel hat dazu den Reiseführer „Vinschgau in einem Zug“ geschrieben. An verschiedenen Bahnhöfen können Fahrräder ausgeliehen und wieder abgestellt werden, so dass sich Bahn und Rad mit variablen Haltepunkten zu sanft-mobilen Touren verbinden lassen. „Sanft-mobil“ ist auch das Motto der Alpine Pearls, der „Alpinen Perlen“ - Orte, die auch schon seit 10 Jahren die Anreise mit dem ÖPNV mit neuen Mobilitätsangeboten vor Ort kombinieren. Zuletzt noch ein Tipp: Wie anders ist es doch, mit dem Zug über den Brenner bis Franzensfeste zu fahren, wo es den direkten Anschluss zur Pustertalbahn gibt, während sich auf der Straße nebenan die Blechlawine dahinwälzt. Ganz neue Perspektiven sind also garantiert, wenn man sich der Entdeckerfreude ohne Auto erst einmal verschrieben hat.

Hier noch zwei interessante Links zu den Alpen Öffis:


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