Bergtour in den in den Ammergauer Alpen Die Hennenkopf-Runde
Im Herbst kehrt Ruhe ein im beliebten Gebiet um das Schloss Linderhof. Eine gute Zeit also, um das Gebiet einmal ohne viele Menschen zu erleben. Eine besondere Rundtour führt über den Hennenkopf, ein felsiger Gipfel direkt über dem Schlosspark.
Nebelfetzen schweben über der Linder, Kälte hängt im Tal. Im Andenkenladen am Eingang zum Schloss Linderhof stellt Heidi Timmermann die Verkaufsständer auf; voll mit Handschuhen, Mützen und Schals, denn es ist kalt geworden im Tal. Seit fast 10 Jahren arbeitet Heidi hier und ihr gefallen auch Herbst und Winter mit ihrer Kälte, aber auch den sonnigen Tagen, an denen jetzt noch einmal die Wanderer unterwegs sind. Ansonsten ist der Besucherstrom abgeebbt, nur Busreisegruppen kommen noch regelmäßig zur Besichtigung ins Schloss. So ist Heidi genau die Richtige für den Job, denn bis auf ein paar Festtage haben sie das ganze Jahr über geöffnet. Natürlich gibt es Andenken, Geschenkartikel, aber jetzt eben vor allem auch warme Sachen, die besonders von den amerikanischen Touristen nachgefragt werden.
Hinter der Venusgrotte links
Ganz ohne andere Besucher geht es am Marokkanischen Haus vorbei und hinter der Venusgrotte durch eine Pforte den Steig hinauf Richtung Pürschling. Die zauberhaften Wasserspiele im Schlosspark sind jetzt abgestellt und überhaupt ist kaum ein Laut zu hören. Der Spätherbst hat mit seiner Geräuschlosigkeit und Stille den Raum eingenommen. Das Laub liegt am Boden und der Wald ist transparent geworden. Die Sonne blitzt durch die Wipfel der Bäume. Es geht steil durch die wilde Bergflanke hinauf, bis der Pfad mit dem Maximiliansweg zusammentrifft, der oben als Höhenweg entlangführt. Wer jetzt auf der sonnigen Südseite bleiben will, der geht Richtung Brunnenkopfhäuser nach Westen. Wer den alpineren und stilleren Gratweg wählt, der folgt dem Pfad noch ein kurzes Stück Richtung Pürschling nach Osten und wendet dann am Teufelstättkopf auf den Kammweg zum Hennenkopf. Vorsicht ist geboten bei Nässe oder wenn Schnee liegt, denn hier ist man nordseitig unter dem Grat und die Bedingungen sind ganz anders als auf der Südseite.
Ein wildes Gipfelchen im weiten Rund
Zuletzt schlängelt sich der Steig unschwierig durch den felsigen Gipfelaufbau am Hennenkopf. Von oben fällt der Blick direkt in den Schlossgarten von Linderhof und reihum über das Gipfelmeer der bayerischen Alpen. Auch der Hochvogel, weit drüben im Westen, ragt heraus; näher dran sind die wilden Ammergauer um den Geiselstein; im Osten dann die Kette des Karwendel. Lange Schatten fallen ins Graswangtal und bilden mit dem Licht harte Kontraste auf den Bergen. Außer ein paar Dohlenpfiffen gibt es keinen Laut. Noch einmal ist in der Sonne die Kraft der Herbstnatur spürbar, aber auch die bevorstehende kalte Zeit.
Eine Gipfelrunde, die den Kreislauf des Lebens vor Augen führt
Nach dem kurzen Abstieg durch die Felsen des Gipfelaufbaus trifft der Pfad in westlicher Richtung auf der sonnigen Südseite bald wieder den Maximiliansweg und führt durch den wilden Bergwald. Kurz vor den Brunnenkopfhäusern trifft man auf den breiten ehemaligen Reitweg, der in langen Kehren hinunterführt nach Linderhof. Das Spätlicht mit den langen Schatten, die abendliche Kühle, die alten Bäume, von denen letzte Blätter fallen. Und unweigerlich denkt man dran, dass im nächsten Frühjahr alles von Neuem beginnt. So ist der Kreislauf des Lebens jetzt auf den Wanderungen besonders spürbar. Die Natur findet Zeit, um durchzuschnaufen und neue Kräfte zu sammeln. Bäume und Pflanzen stellen das Wachsen ein. Die Landschaft verharrt in dieser besonderen Ruhe. Und gibt uns, denen, die auf den stillen Wegen wandern, etwas mit von dieser stilleren, in sich ruhenden Zeit.