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Jebel Toubkal in Marokko Das Höchste im Hohen Atlas

Schon die alten Griechen waren beeindruckt vom Atlas, dem Titanen, der laut Mythologie das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt. Heutige Bergsteiger müssen sich nur einen kleinen Tagesrucksack auf den Rücken schnallen, um den Jebel Toubkal, den höchsten Berg im Hohen Atlas, zu besteigen.

Von: Thomas Reichart

Stand: 31.01.2025

Das Höchste im Hohen Atlas | Bild: Thomas Reichart

Ausgangspunkt unserer zweitägigen Tour auf den Toubkal ist Imlil, ein beschauliches, auf 1700 Metern gelegenes Bergdorf rund eineinhalb Stunden Autofahrt von der hektischen Touristenmetropole Marrakesch entfernt mit seinen zahlreichen Pensionen und familiären Herbergen.

Blick auf Imlil, im Hintergrund der Toubkal

Knapp hinter der Dorfgrenze beginnt der Nationalpark Toubkal. Walnussbäume und Weihrauch-Wacholder säumen die Wanderwege. Auf halbem Weg zum Ziel des ersten Tages, dem Refuge du Toubkal, liegt das Berberdorf Sidi Chamharouch mit seinem weiß gestrichenen, vorislamischen Opferfelsen. Hier, am Zusammenfluss mehrerer Bäche, knickt der Weg nach Südwesten ab. Ein guter Ort für eine Rast und eine der letzten Möglichkeiten die Snackvorräte aufzufüllen, bevor es weitere drei Stunden sanft bergauf zur Hütte geht.

Maultierkarawanen und Vollpension

Auf dem Weg zum Refuge du Toubkal, einer Schutzhütte des französischen Alpenvereins, Sektion Marrakesch, sind wir selten allein. Wir treffen auf unzählige Lasttierkarawanen und deren Antreiber sowie auf die zugehörigen Wandergruppen. Auch unsere Gruppe ist mit zwei Tieren und Trägern unterwegs. Schon nach kurzer Zeit haben wir sie aus den Augen verloren, so zügig gehen sie voran. Auf der 3200 Meter hoch gelegenen Hütte werden wir mit einem frisch gekochten Menü empfangen, denn das burgartige Refuge du Toubkal ist eine reine Selbstversorgerhütte.

Ziegenherde am Wegrand

Viele Menschen verdienen in der Region ihren Lebensunterhalt mit den zahlreichen in- und ausländischen Touristen. Auf unserer Tour treffen wir etliche französische und englische sowie einige wenige deutsche Bergwanderer.

Berbersprache und -kultur hautnah erleben

Ankunft am Refuge

Bevor unsere Gruppe das Zehnerlager bezieht, serviert Bergführer Abdul noch herben Kräutertee – stilecht schenkt er den Tee mit der Kanne aus rund einem halben Meter Höhe ein. Nach der Teezeremonie erklärt er uns, dass der Berg für ihn anders heißt als allgemein bekannt. Denn die Berber in der Gegend nennen ihn nicht Toubkal, sondern Tougkal. Das bedeutet übersetzt “ein Ort, an dem man das ganze Land rundherum sehen kann”. Wir sind gespannt, noch ist der Wind draußen ziemlich böig, aber die Vorhersage verspricht Besserung.

Gipfelglück zum Sonnenaufgang

Gruppenfoto am Gipfel zum Sonnenaufgang

Am nächsten Morgen geht‘s früh raus, da die meisten Gruppen auf der gut besuchten Hütte zum Sonnenaufgang am Gipfel auf 4167 Meter sein wollen. Das bedeutet noch rund 1000 Höhenmeter, gut drei Stunden Aufstieg von der Hütte. Zu Beginn nehmen wir kurz die Hände zu Hilfe, anschließend geht es über Blockgelände im Schein der Stirnlampen. Danach wird der Weg einfacher, es geht aber konstant steil nach oben bis zum Südsattel des Toubkal, wo die Luft dünner und der Himmel heller wird.

Blick vom Gipfel Richtung Sahara

Die letzten Meter auf dem Weg zum Gipfel und zur Sonne tragen uns die Endorphine. Abdul hat nicht zu viel versprochen: ganz am Ende, hinter der letzten Bergkette, die aus dem Frühnebel heraus spitzelt, ist die Sahara zu erahnen. Die Morgensonne taucht die Wände der umliegenden Viertausender in leuchtendes Orange. Dohlen schwirren um die Gipfelpyramide – ein Gipfelkreuz gibt es in einem muslimisch geprägten Land selbstredend nicht. Bei solch einem Naturpanorama ist es zu verschmerzen, dass Marrakesch im Norden und Taroudant im Westen im Morgendunst verschwimmen. Nach einem schnellen Gipfelfrühstück mit Datteln, Tee und Nüssen, treten wir ein wenig widerwillig den Abstieg nach Imlil an.

Skitouren im Wüstenland

Maultiere bei Sidi Chamharouch

Als wir den Toubkal besucht haben, lag noch kein Schnee. Aber zu unserer Überraschung sind hier im Winter sogar Skitouren möglich. Das hätten die wenigsten aus unserer Gruppe mit Marokko in Verbindung gebracht. Mit jedem Schritt des mühsamen, 2500 Höhenmeter langen Abstiegs, erscheint uns eine Abfahrt auf Skiern umso verlockender.


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