Herausforderung in den Lechtaler Alpen Wegebau rund um die Augsburger Hütte
Die Alpenvereinssektion Augsburg hat eines der alpin anspruchsvollsten Arbeits-gebiete: Es liegt den Lech aufwärts an den höchsten Berggipfeln der Nördlichen Kalkalpen. In dieser Woche stand die jährliche Wegebau-Aktion auf dem Plan.
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Stundenlang ist man im weitläufigen Wegegebiet rund um die Augsburger Hütte unterwegs. Mit dem Augsburger Höhenweg und dem Spiehlerweg sind zwei der großen und schwierigen Klassiker der Nördlichen Kalkalpen darunter, die von ehrenamtlichen Sektionsmitgliedern auf knapp 3000 Meter Höhe in Schuss gehalten werden. Das ist an sich schon keine einfache Angelegenheit, erst recht nicht, wenn - wie in diesen Tagen - das Wetter sehr wechselhaft ist.
Die Ein- bzw. Ausstiegs-Stelle zum Gipfelaufbau der Parseierspitze, des höchsten Gipfels und einzigen Dreitausenders der Nördlichen Kalkalpen, ist einer der Brennpunkte, die das Wegebau-Team der Sektion Augsburg an diesem Tag angeht. Gerade hangelt sich Michi an einem dünnen Drahtseil die 20 Meter hohe glatte Platte zur Randkluft des Schneefelds hinunter. Sichtlich beeindruckt und dementsprechend zufrieden mustert er die Arbeit der drei Augsburger. Sie ziehen ein neues Drahtseil ein und verankern es an Ringen und Klammern, damit die Kletterstelle mit Gurt und Klettersteigset abgesichert werden kann.
Wie so oft in der Höhe ist der Klimawandel die Ursache dafür, dass neue Schwierigkeiten entstehen. Am Parseier-Zustieg ist der Grinner Ferner längst abgeschmolzen. Mit dem Weg auf die Parseierspitze, mit dem Augsburger Höhenweg und dem Spiehlerweg betreut Wegereferent Markus Gretschmann einige der anspruchsvollsten und höchsten Bergwege der Nordalpen. Die geologische Mischung aus brüchigen Gesteinen führt zu extremer Erosion und Geländeveränderungen. Gleichzeitig bedeutet es, dass die ehrenamtlichen Wegebauer zuvorderst selbst alpin fit, trittsicher und schwindelfrei sein müssen.
Um den Einsatz zu planen, beobachtet Markus Gretschmann die Lage seit dem Frühsommer und wird auch von Einheimischen aus dem Oberinntal über die Verhältnisse informiert, da sie meist als erste zu den Touren aufbrechen. Durch die späten Schneefälle hat es diesmal besonders lang gedauert, bis das Team mit einem Dutzend Freiwilligen starten konnte. An Helfern mangelt es nicht, sagt Manfred Sproll, seit kurzem Vorstand für Infrastruktur in der Sektion Augsburg. Auf den Aufruf zur Mithilfe haben sich viele, gerade auch junge Sektionsmitglieder gemeldet. Mit einem Pickel bahnt er jetzt zusammen mit drei Kollegen eine neue Steigspur durch die schwarze Mondlandschaft am Gatschkopf.
Die Erosion macht viele der Arbeiten über den Winter wieder zunichte. Am extremsten ist die Querung am Augsburger Höhenweg unter der Eisenspitze. Wegen der schwierigen Wetterbedingungen kann es sein, dass die Wegebauer dort in dieser Saison gar nichts ausrichten. Wer diese Königsetappe in den Nördlichen Kalkalpen gehen will, muss echt geübt und alpinistisch sicher sein. Am Spiehlerweg zur Memminger Hütte wurden neue Drahtseile angebracht, möglichst felsnah, damit sie lange halten. Es ist ein Handwerk für sich, das die Augsburger hier mit besonderer Einsatzfreude an den Tag legen. Sie führen so auch die Tradition aus dem 19. Jahrhundert weiter – damals hatten die Alpenvereinssektionen aus Augsburg und Memmingen das heikle Parseier-Gebiet erschlossen.
Bilder von der Wegebau-Aktion rund um die Augsburger Hütte und die Parseierspitze zeigt das BR-Fernsehen heute Abend (29.7.) um 17:45 Uhr in der Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel“ und dann auch in der ARD-Mediathek.