Portrait der peruanischen Extrembergsteigerin Flor Cuenca-Blas
Sie nennt sich „Hirkawarmi“ – in der Ketschua-Sprache bedeutet das „Bergfrau“. Diesen Namen haben ihr die Geschwister gegeben. Flor Cuenca-Blas ist eine wahre Bergfrau, denn sie ist allein an den Achttausendern unterwegs, ohne Sherpas und „by fair means“, also ohne Flaschensauerstoff.
Die Peruanerin lebt seit 2008 in Karlsruhe. Sie hat im vergangenen Jahr drei Achttausender hintereinander bestiegen. In diesem Frühjahr sind noch die Annapurna und der Makalu dazugekommen. Sie will das Frauen-Bergsteigen in Südamerika stärken und wird Anfang September 2024 mit den „Hijas de la Montana“ – mit den „Töchtern der Berge“ – als reine Frauen-Expedition zum Manaslu aufbrechen.
„Heidi der Anden“
Flor Cuenca-Blas ist 47 Jahre alt und stammt aus Peru, aus der Region Ancash in den Anden. Dort ist sie mit 13 Geschwistern aufgewachsen – eine Kindheit zwischen Schule und Bauernhof, sagt sie, so ähnlich wie im berühmten Heidi-Film der 1950er Jahre. Durch ihre indigene Herkunft als Ketschua-Frau hat sie eine enge Verbindung zur Natur und zu den Bergen. Die Sherpas würden immer auf sie achten, wenn sie allein an den höchsten Bergen der Welt unterwegs ist, erzählt Flor Cuenca. Sie spürt eine Art Seelenverwandtschaft mit ihnen aufgrund der indigenen Wurzeln und der Kultur, denn auch die Sherpas sind in den Bergen aufgewachsen und haben Tiere gehütet wie sie.
Flor Cuenca-Blas ist 2008 nach Karlsruhe gekommen, um Deutsch zu lernen. Daheim in Peru hat sie als Wanderführerin gearbeitet. In Deutschland lebt und arbeitet sie in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel auch in einer Gärtnerei, um ihre Expeditionen zu finanzieren. Sie will etwas tun für die Frauen in ihrer Heimat. Sie hat genug Erfahrung gesammelt und will etwas zurückgeben, was ihr die Berge gegeben haben.
Frauen Expedition zum Manaslu
Anfang September startet sie mit einer Frauen-Expedition nach Nepal. Vor zwei Jahren hat Flor Cuenca-Blas die „Hijas des la Montana“ gegründet - die „Töchter der Berge“. Zu fünft wollen sie auf den 8163 Meter Manaslu in Nepal. Alle Frauen haben Erfahrung im Bergsteigen und sind Profis, sagt Flor. Auf diese Weise will sie andere Frauen motivieren, etwas Neues anzufangen oder, wenn sie Träume haben, diese auch zu verwirklichen.
Engagement gegen Müll am Berg
Wenn sie an den Achttausendern im Himalaya oder im Karakorum unterwegs ist, dann erlebt sie immer wieder Expeditionen, die Spuren am Berg hinterlassen. Flor Cuenca-Blas ärgert sich über Müllhaufen und leere Plastikflaschen. Vor allem Coca-Cola-Flaschen würden überall herumliegen. Sie selbst kann nicht viel ins Basislager hinuntertragen, aber sie versucht, ein Bewusstsein zu wecken.
Allein unterwegs - allein verantwortlich
Flor Cuenca-Blas plant ihre Expeditionen allein, sie trägt ihre Ausrüstung, ihr Essen allein. Manchmal trifft sie andere Extrembergsteiger, mit denen sie zum Beispiel die Kartusche teilt. Sie empfindet dieses Gefühl der Unabhängigkeit als großes Glück, als ein Geschenk. Auf der anderen Seite weiß sie genau: Wenn ihr etwas passiert, dann ist es das Ende. Die 47-Jährige hatte nie den Plan, alle 14 Achttausender zu besteigen. Sie versucht, ihren Traum zu leben und auch anderen Frauen, vor allem in Südamerika, das Bergsteigen zu ermöglichen.