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Traditionsreiche Climbs im Oberpfälzer Frankenjura Winterklettern im Labertal

Sportklettern im Winter: Da träumen sich viele auf eine Mittelmeerinsel – Sizilien oder Sardinien wären vielleicht grad recht, der Temperaturen wegen. Doch wenn es wie jetzt auch in Bayern noch recht mild ist, wagt sich so mancher an heimische Felsen, zum Beispiel im Labertal in der Oberpfalz: Einige Wände liegen so, dass man dort auch an wärmeren Wintertagen klettern kann. Kilian Neuwert hat das Tal besucht.

Von: Kilian Neuwert

Stand: 24.01.2025

Traditionsreiche Climbs im Oberpfälzer Frankenjura | Bild: BR; Kilian Neuwert

„It’s really steep“, sagt Travis, und ziemlich überhängend. Der Einstieg ist noch einigermaßen sanft und senkrecht, aber dann wird es sehr schwer bis zum Ende der Route. “Very short, but very hard!“. Travis Burke ist US-Amerikaner.

Travis Burke wärmt sich auf. Ein paar Sonnenstrahlen reichen aus für erträgliche Temperaturen an der Eisenbahnerwand.

Doch statt in seiner Heimat klettert er tausende Kilometer entfernt mitten in der Oberpfalz, genauer gesagt im Labertal und noch dazu im Winter. Travis steht unter einer überhängenden Wand und blickt nach oben: Durch die rund acht Meter Fels über ihm zieht sich eine Kletterroute im neunten Grad namens „Träge Wampe“. Halt findet man nur an kleinsten Löchern. Sturzfrei klettern konnte Travis Burke die Route bisher nicht. Heute nun soll es klappen. Es ist kühl, aber nicht zu kalt. Die Bedingungen scheinen gut.

Steiler Fels hoch über der Schwarzen Laber.

Travis Burke hat im Labertal ein neues Zuhause gefunden. Die Arbeit führte ihn die Region. Nun betrachtet er sie durch die Brille des Fremden, der viel herumgekommen ist in namhaften Klettergebieten wie etwa dem Yosemite-Valley. Doch Travis liebt diese Region, deren Kletterrouten für ein ganzes Leben reichen, und das vielleicht zwanzig Auto-Minuten von zu Hause weg. Viele schwere Routen sind kurz und überhängend an sehr kleinen Griffen. Die Kalkfelsen, an denen Burke heute klettert, liegen wenige hundert Meter über der Laber nahe der Ortschaft Schönhofen bei Regensburg. Wandhöhe: fast 40 Meter, südlich ausgerichtet, perfekt abgesichert. Längst ist die Felsgruppe kein Geheimtipp mehr, sagt Burkes Kletterpartner Ingo Feiner, der dem Labertal einige Erstbegehungen beschert hat. Im Winter sind Einheimische wie Ingo Feiner auch in Schönhofen unter sich. Hier reichen schon ein paar Sonnenstrahlen, um etwa die kesselartige Eisenbahnerwand für Kletterer zu wärmen.

Im Sommer ist es hier mitunter überlaufen. Im Winter jedoch bleiben Einheimische meist unter sich.

Auf etwa vierzig Kilometern bietet das Labertal zahlreiche Felsgruppen, die in enger Abstimmung mit Naturschützern beklettert werden können. Bei Parsberg – zwischen Regensburg und Neumarkt in der Oberpfalz gelegen – wurden die wohl jüngsten Routen erschlossen, ein hübsches Anfängergebiet mit nicht sehr langen, aber netten Touren. Es geht im dritten Grad los, die schwerste Route ist bei 7+. Buchenberg heißt das Gebiet, in dem Christoph Sippl mit Freunden fast dreißig Routen eingerichtet hat. Abgesehen von der nahen Autobahn findet sich auch hier landschaftliche Idylle mit Wäldern und Trockenrasenflächen, wo die Felsen stehen. Die schwarze Laber entspringt in Pilsach nahe Neumarkt und mündet weiter im Südosten bei Regensburg in die Donau. Noch heute erinnern zahlreiche Mühlen daran, dass der Fluss über Jahrhunderte mehr war als ein Erholungsort. Die wenigsten davon sind heute noch in Betrieb. Dafür locken Wirtshäuser und Brauereien entlang der Laber – im Winter wie Sommer ein lohnendes Ziel am Ende des Klettertages.

Zurück zu den Felsen bei Schönhofen im neunten Schwierigkeitsgrad. Die härteste Passage der Route hängt komplett über. Travis muss sich mit einzelnen Fingern in Löchern im Kalkstein halten. Doch ein Fuß rutscht weg, er stürzt ins Seil. Die Körperspannung zu halten ist schwer, die Belastung für die Finger ganz schön extrem. Allzu oft will er es heute nicht mehr versuchen. Aber morgen ist auch noch ein Tag ...

Karte: Schönhofen

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Karte: Schönhofen


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