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Eisaxt & Eiger Die Eispickelschmiede Bhend

Manche Ausrüstungsteile werden so selbstverständlich benutzt, dass kaum jemand darüber nachdenkt. Der Eispickel zum Beispiel ist ein unerlässliches und geniales Hilfsmittel bei Gletschertouren jedweder Art und Hochtouren. In Grindelwald am Fuße des Eiger ist eine der Geburtsstätten der „Eisaxt“, wie der Schweizer sagt, erhalten geblieben: die Eispickelschmiede Bhend.

Stand: 23.08.2013 | Archiv

Die Eispickelschmiede Bhend | Bild: BR, Georg Bayerle

Die Eispickel werden vor allem zwischen Januar und März geschmiedet, wenn die Hauptarbeit in der Schlosserei saisonal nachlässt. Doch Bergsteiger, die jetzt für den Sommer ihre Hoch- und Gletschertouren planen, stellen vielleicht fest, dass ein neuer Eispickel nicht schaden könnte ...

Ruedi Bhend ist der Meister des Eispickels

Glut lodert in der Esse, die Funken sprühen. Aus einem groben Stahlblock schmiedet Ruedi Bhend eine Pickelspitze. Einst gab es hier sogar vier Eispickelschmieden. Grindelwald war um die Jahrhundertwende ein Mekka des Alpinismus, und hier an dieser Stelle in der Fußgängerstraße der Ortsmitte entstanden in der Huf- und Wagenschmiede Bhend um das Jahr 1880 die ersten Eispickel. Davor war auch bei den Jägern der Alpenstock im Einsatz.

Im Wandel der Zeit

Tatsächlich wurde die Erstbesteigung des ersten Viertausender der Schweiz, der Jungfrau, mit Hilfe eines Gemsjägers durchgeführt. Die kühnen Pioniere benutzten zwei bis drei Meter lange Holzstecken mit einem Eisenhaken um sich in steilem Gletschergelände hochzuziehen oder abzulassen.

Alles Handarbeit

Auch der erste Pickel mit Spitze und Schaufel aus dem Hause Bhend lässt im überlangen Schaft die Herkunft aus dem Gebirgsstock noch erkennen. Erst um 1950 ist die bis heute gängige Grundform entstanden. Vor allem der Großvater von Ruedi Bhend brachte es zu großer Meisterschaft im Eispickelschmieden. Heute schmiedet in vierter Generation der 65-jährige Ruedi Bhend die legendären Eispickel, allerdings nur auf Bestellung und ungefähr 50 – 100 Stück im Jahr, je nach Nachfrage. Der Schaft aus heimischem Eschenholz ist schwächer als ein moderner Kunststoff- oder Metallschaft.

So muss er aussehen

Aber für den Einsatz als „Eisaxt“ an einem der Gletscherriesen des Berner Oberlands gibt es kein zünftigeres Hilfsmittel als einen Eispickel, der in der einstigen Hufschmiede am Berg entstanden ist. Über vier Generationen wurde das Wissen um diese traditionelle Handwerkskunst weitergegeben. Zuletzt wird der glühende Stahl der Pickelspitze in Öl gehärtet, dann ist die Eisaxt bereit zum Einsatz auf den Viertausendern vor der Haustür in Grindelwald - auch am Eiger.


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