Romanik und Ruinen zwischen Rambach und Murkegeln Der 8-Kirchen-Weg von Taufers in Müstair
Ganz im Nordwesten Südtirols liegt, direkt an der Grenze zu Graubünden, das Val Müstair, das Münstertal. Das Kloster St. Johann in Müstair auf Schweizer Seite besitzt den größten noch erhaltenen karolingischen Freskenzyklus Europas und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf der Südtiroler Seite des Münstertals, in Taufers, steht die Kirche St. Johann, ebenfalls ein romanisches Kleinod. Hier beginnt unsere Wanderung auf dem 8-Kirchen-Weg von Taufers.
Acht Kirchen und Kapellen in knapp drei Stunden und mindestens genauso viele verschiedene Blickwinkel auf Taufers und das Münstertal – die Wanderung ist abwechslungsreich und ideal im Spätherbst, wenn weiter oben vielleicht schon Schnee liegt.
Die erste Kirche ist gleich die berühmteste: St. Johann in Taufers mit dem ältesten Christophorus-Fresko Tirols an der Nordmauer und der seltenen Architektur in Form eines griechischen Kreuzes. Das Gotteshaus mit angebautem Pilgerhospiz ist eine Gründung der Johanniter, wie ein Dokument von 1218 bezeugt, erklärt die Kulturführerin Monika Kuenrath-Wiesler. Es befindet sich an einer strategisch wichtigen Stelle, denn über den nahen Ofenpass geht es ins Unterinntal, über den Umbrailpass in Richtung Mailand und durch den Oberen Vinschgau auf der einstigen Via Claudia Augusta über den Reschenpass nach Norden - und von St. Johann in Taufers geht es nun hinauf zur Pfarrkirche Sankt Blasius, zur Friedhofskirche St. Michael und noch ein Stück höher zum Martinskirchlein mitten im Bergwald.
Die nächsten Kirchen - Pfarrkirche San Biagio, Friedhofskirche St. Michael und St. Martin oben links im Bergwald
Jedes Jahr am 11. November findet hier noch der traditionelle Bittgang der Bauern statt. St. Martin ist nicht nur Schutzpatron der Reisenden, Reiter und Bettler, sondern auch der Jäger – und so gibt es in den Gasthäusern von Taufers schon mal ein butterzartes Murmeltiergulasch. Auch Capuns, eine Art Graubündner Krautwickel, werden hier gern serviert. Doch erst einmal geht es von St. Martin weiter zum Antoniuskirchlein und dann hinab nach Taufers. Mitten im Ort und direkt an der Straße in die Schweiz steht die Nikolauskirche. Das nächste kleine Gotteshaus auf dem 8-Kirchen-Weg ist dem Pestpatron Rochus geweiht und befindet sich im Ortsteil Puntweil kurz vor der Schweizer Grenze. Der Name Puntweil kommt vom lateinischen Ponte Villa, was so viel wie „kleine Ortschaft an der Brücke“ bedeutet. Zudem wurden hier Reste einer römischen Siedlung gefunden. Von St. Rochus schweift der Blick über Felder und Wiesen ins Avinga-Tal und zum markanten Piz Starlex, dem mit fast 3000 Metern höchsten Berg der Region um Taufers. Auf der anderen Talseite von Taufers geht es nun hoch über dem Rambach zur letzten Station auf dem 8-Kirchen-Weg, der Kirche St. Valentin.in Rifair. Auch Rifair ist ein alter rätoromanischer Name, sagt Monika Kuenrath-Wiesler. Möglicherweise kommt der Name von „Riviera“ - vielleicht von der Riviera am Rambach, der nach heftigen Regenfällen immer wieder mal Probleme macht.
Im Jahr 1130 kam es nordseitig zu einem großen Murenabgang zwischen Guardas- und Tellakopf, der den frühromanischen Vorgängerbau von St. Johann zerstört hat. Die markanten Mur- und Schuttkegel sind noch heute gut in der Landschaft zu sehen. Urfichten gibt es dagegen zwischen Puntweil und Rifair. Nahe des Murenstrichs, der Chavalatsch-Kamm herunterzieht, wurde vor einigen Jahren der Urfichtenweg angelegt, der sich als Schleife noch gut mit dem 8-Kirchen-Weg kombinieren lässt. Die bis zu 450 Jahre alten Fichten sind über 30 Meter hoch, und es braucht sechs Leute, um den Stamm zu umfassen. Von Rifair geht es dann durch den Rambachtobel und über Wiesen zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung, der Kirche St. Johann in Taufers, mit grandiosem Blick nach Osten in den Talkessel von Mals und ins Matscher Tal hinein bis zu den Westausläufern der Ötztaler Alpen.
Für den 7,4 Kilometer langen 8-Kirchen-Weg mit knapp 300 Höhenmetern Auf- und Abstieg benötigt man an die drei Stunden Gehzeit, Mehr Informationen gibt es unter www.gemeinde.taufers.bz.it
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Karte: Müstair