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Küstenwanderung in der Normandie 80 Jahr D-Day

Mit dem D-Day am 06. Juni 1944 begann im Zweiten Weltkrieg die Befreiung Westeuropas. Über 150.000 Soldaten aus Großbritannien, USA und Kanada waren an der Operation Overlord beteiligt. Mehr über die bewegende Vergangenheit kann man bei einer landschaftlich schönen Küstenwanderung in der Normandie auf den Spuren der Alliierten erfahren.

Von: Ulrike Nikola

Stand: 07.06.2024

Küstenwanderung in der Normandie | Bild: BR; Ullie Nikola

Aus den Wellen des Ärmelkanals vor Arromanches-les Bain ragen auseinander gebrochene Landungsbrücken und verrostete Stahlträger.

Bei Ebbe kann man zwischen den Relikten am Strand vorbeilaufen

Es sind stumme Zeugen aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie gehören zum ehemaligen Hafen Mulberry B, einer von zwei Häfen, die von den Alliierten angelegt wurden, um Material und Soldaten an Land bringen zu können. Die Briten und Kanadier errichteten ihn am Gold Beach. Bei Ebbe kann man zu Fuß an den Relikten vorbei gehen und erahnen, was für ein gewaltiger Kraftakt diese Militäroffensive Overlord gewesen sein muss. Alle Teile des Hafens samt Landungsbrücken waren zuvor unter strengster Geheimhaltung in Großbritannien gebaut worden, bevor sie dann mit Schiffen über den Ärmelkanal gezogen wurden. Anhand von Film- und Tonaufnahmen sowie zahlreicher Ausstellungsstücke kann man diesen Teil der Kriegsgeschichte im sehenswerten Musée de Debarquement, dem Landungsmuseum in Arromanches-les-Bain, nachempfinden.

Die gut erhaltenen Gefechtsbatterien sind begehbar

Am Museum startet auch eine rund 12 km lange Rundwanderung zu den ehemaligen Gefechtsbatterien in Longues-sur-Mer. Der Küstenpfad führt zunächst hinauf zum Plateau des Cap Manvieux, das malerisch ins Meer ragt. Dann führt der Weg direkt an der Küste entlang, so dass man nicht zu nah an der Abbruchkante der Klippen laufen sollte. Denn immer mal wieder rutscht einer der Kalksteinblöcke ab. Später wird der Rückweg dann durch Getreide- und Rapsfelder, Wiesen und Weiden führen. Mittendrin liegen die Gefechtsbatterien der deutschen Wehrmacht, in die man hineingehen kann. Sie gehören zu den wenigen am ehemaligen Atlantikwall, die fast vollständig in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten sind. Die Kanonen hatten eine Reichweite von 20 Kilometern, doch auf den Überraschungsangriff der Alliierten am Morgen des 6. Juni 1944 waren die Deutschen nicht gefasst. Gleichzeitig flogen die Bomber der britischen Royal Air Force los und nahmen auch diese Gefechtsbatterien in Longues-sur-mer unter Beschuss.

Mit dem Rad auf den Spuren des Zweiten Weltkriegs in der Normandie

Auf den Betonbunkern springen Kinder umher, die alten Kriegsgeräte sind zum Teil von Efeu überwuchert. Mittlerweile sind acht Jahrzehnte vergangen und aus Feinden Freunde geworden, betont Gästeführer Alain Jeanne: „Die Deutschen unsere Freunde geworden und wir heißen sie in der Normandie willkommen.“ Manchmal bemerke er die Unsicherheit deutscher Besucherinnen und Besucher, doch ihre Sorge über Ressentiments sei unbegründet. Aus der ganzen Welt kommen Interessierte zu den ehemaligen Kriegsschauplätzen der Normandie. Zwei Männer aus Chicago sind sichtlich bewegt. Nur durch den Einsatz der Alliierten könnten wir heute all unsere Freiheiten genießen, sagt einer der beiden. Und erst wenn man hierherkomme, verstehe man das immense Ausmaß.

Auch Megan Dixon, Lehrerin an der Cathedral School in Wales, ist mit ihrer Klasse nach Arromanches les Bains gekommen. „Es ist so wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler die Geschichte in dieser schönen Gegend kennenlernen, die schrecklichen Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind. Damit sie verstehen, welche Opfer gebracht wurden für die Welt, in der wir heute leben.“

Die Gleitschirmflieger über den Klippen von Marigny

Bevor man sich von Longues-sur-Mer auf den Rückweg macht, kann man an der Falaise de Marigny, über einen schmalen Pfad hinunter zum Steinstrand ans Meer gehen. Die steilen Klippen sind an dieser Stelle bis zu 65 Meter hoch. Der Kalkstein erodiert und immer wieder brechen einzelne Blöcke ab. Das verleiht der zerklüfteten Küste ihren faszinierenden Anblick. Gleitschirmflieger lassen sich vom Wind tragen über die Küste tragen und vermitteln ein Gefühl von Frieden und Freiheit – vor 80 Jahren wäre das unvorstellbar gewesen!


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