Bayerische Berge statt Karpaten Porträt der deutsch-ukrainischen DAV-Familien-Wandergruppe
Beim DAV hat sich vor etwa eineinhalb Jahren eine deutsch-ukrainische Familien-Wandergruppe gebildet. Die Idee dazu hatte Hanna, eine gebürtige Ukrainerin, die seit 15 Jahren in Deutschland wohnt und arbeitet und eine leidenschaftliche Bergsteigerin und Mutter ist.
Beim DAV hat sich vor etwa eineinhalb Jahren eine deutsch-ukrainische Familien-Wandergruppe gebildet. Nach dem Beginn des Angriffskriegs vor genau zwei Jahren sind immer mehr Menschen – vor allem Frauen mit Kindern – aus der Ukraine auch nach Bayern geflüchtet. Die Idee dazu hatte Hanna, eine gebürtige Ukrainerin, die seit 15 Jahren in Deutschland wohnt und arbeitet und eine leidenschaftliche Bergsteigerin und Mutter ist. Gemeinsam mit einer ebenfalls geflüchteten Ukrainerin organisiert sie Touren und Treffen für die Familien. Auch sie heißt Hanna – und die beiden Hannas sind das Herzstück der deutsch-ukrainischen DAV-Familiengruppe.
Hanna Hoffmann, die im Alter von 22 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam, will etwas tun für die Geflüchteten aus ihrer Heimat. Sie ist Deutschlehrerin und begeisterte Wanderin. Kurzerhand stellt sie einen selbstgemachten Podcast auf Ukrainisch ins Netz, mit Tipps und Vorschlägen rund ums Wandern in Bayern und Tirol. Er heißt Hanna_wandert.
Als sie dann erfährt, dass die Sektion München und Oberland des Deutschen Alpenvereins jemanden sucht, der Ukrainisch spricht, meldet sie sich sofort. Ihre Idee: Menschen beim Wandern zusammenbringen, eine Art Familiengruppe. Über soziale Netzwerke hat sie dann versucht, MitstreiterInnen für ihr Projekt zu finden, dabei eine andere Hanna kennengelernt und für die ehrenamtliche Mitarbeit in der Familiengruppe gewinnen können.
Hanna Maksiuta ist 2022 mit ihren beiden Kindern aus dem westlichen Donbass nach Bayern geflüchtet. Auch in der Ukraine hat sie schon ehrenamtlich eine Wandergruppe geleitet. Ihr Mann war vor dem Krieg Bergführer. Sie kennt und liebt die Berge – und war sofort dabei. 18 Leute kamen zur ersten Wanderung. So viele hatten die beiden Hannas gar nicht erwartet!
Am Barmsee bei Wallgau war die Gruppe schon, auf dem Jochberg und auf dem Heiligen Berg Bayerns - Kloster Andechs. Bisher sind vor allem ukrainische Familien mitgewandert. Aber die beiden Hannas hoffen, dass auch noch mehr deutsche Familien zur Gruppe dazustoßen, um Erfahrungen auszutauschen, sich kennenzulernen und Deutsch zu reden. Gemeinsame Gespräche, gemeinsame Wanderungen - so können Freundschaften wachsen, wenn man zusammen etwas macht, Äpfel und Brotzeit am Gipfel teilt oder die Sonne untergehen sieht.
Bewegung in der Natur und die Berge tut den Kindern wie den Eltern gut. Hanna berichtet, dass sie viel Stress aushalten muss, gerade auch, wenn schlechte Nachrichten aus der Heimat kommen, wenn jemand gestorben ist im Krieg – dann fährt sie in die Berge, weil ihr das hilft. Vor dem Krieg hatte ihr Mann, der eigentlich Bergführer ist, einmal eine Tour auf die Zugspitze geleitet - und sie war damals dabei.
Schon seit 2014 konnten sie nicht mehr in die Berge auf der Krim gehen, Touren in den Karpaten waren ebenfalls schwierig. Die ukrainischen Bergführer boten dann als Alternative Touren in Georgien oder Albanien an – oder eben auch auf die Zugspitze. Als Hanna dann mit ihren beiden Kindern nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nach Deutschland gekommen ist, hat sie von Deutschland nur die Zugspitze gekannt. Dass sie jetzt nicht weit von den Bergen untergekommen ist, empfindet die Ukrainerin als großes Glück.
Am Wochenende trifft sich die Gruppe jetzt, um weiter für 2024 zu planen: Ein Ferienlager in den Bergen für die Kinder wäre Hannas Traum. Und die andere Hanna möchte zu einem Kletterkurs für Kinder motivieren. Viele Vorhaben, Ziele und Ideen haben die beiden für die deutsch-ukrainische Wandergruppe.
Auf der Website der Sektion München und Oberland findet man alle Informationen rund um die Gruppe. Voraussetzung für die Teilnahme an den Wandertouren ist die Mitgliedschaft im Alpenverein - aus Versicherungsgründen. Gesucht werden derzeit noch Familien mit Kindern im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. Jüngere oder ältere Geschwister können bei den geplanten Touren ebenfalls mitwandern. Jede Familie in der Gruppe ist zudem eingeladen, einige Aufgaben bei der Planung der Touren zu übernehmen.
Netz-Tipp
Hanna Hoffmann macht auch einen Podcast im Netz und auf Instagram: Hanna_wandert - mit Tourentipps in ukrainischer Sprache.