Cima di Cece Gipfeltour auf den höchsten Berg im Lagorai
Die Dolomiten sind berühmt für ihre wilde Schönheit und ihr markantes Gestein. Sie ziehen daher jährlich unzählige Besucher an. Weniger bekannt ist das Lagorai, eine kleine, aber wilde Bergkette vulkanischen Ursprungs südlich von Predazzo im Fleimstal. Der höchste Gipfel im Lagorai, die Cima di Cece, ist mit 2.754 Metern zwar kein Riese, aber eine schöne, ruhige Tour für fitte Wanderer.
Nur gut eine Autostunde von Bozen entfernt liegt eine vergleichsweise ruhige Ecke des Trentino. Nicht weit entfernt von der „Königin der Dolomiten“, der Marmolada und des sagenumwobenen Latemar, lässt es sich hier noch ziemlich einsam wandern. Der höchste Gipfel der Gebirgskette, die Cima di Cece, zu Deutsch die „Kichererbsen-Spitze“, ist ein interessantes Ziel für konditionsstarke Wanderer. Doch bevor der Gipfel gemeistert wird, muss man erst die Verwüstungen verkraften, die der Orkan Vaia auch über diese Region gebracht hat.
Sturm Vaia und die singenden Wälder
Ende Oktober 2018 hat das Sturmtief Vaia in Südtirol und im Trentino für enorme Schäden gesorgt. Unzählige Bäume fielen dem Sturm zum Opfer. Da die riesige Menge an Schadholz im unzugänglichen Gelände nicht schnell und einfach aufgearbeitet werden konnte, fand der Borkenkäfer ideale Bedingungen vor. Zudem waren die restlichen Bäume geschwächt und dadurch leichte Beute. Elio de Silvestro von der Forstverwaltung des Naturparks Paneveggio - Pale di San Martino, zu dem der östliche Teil des Lagorai gehört, spricht daher von einer „Käferexplosion“, die auf den Sturm folgte. Betroffen davon auch waren auch die berühmten Klangfichten aus dem Paneveggio. Schon Stradivari soll hier das Holz für seine berühmten Geigen bezogen haben. De Silvestro ist dennoch optimistisch: „Auch wenn wir in Zukunft weniger dieser Fichten haben werden, es sind nicht alle verloren.“
Kriegsspuren überall
Doch nicht nur der Wald erzählt eine schmerzhafte Geschichte, überall im Lagorai sind noch die Reste von Befestigungen und Bunkern aus dem Ersten Weltkrieg zu sehen. Österreich-Ungarn und Italien lieferten sich auch hier verbissene Stellungskämpfe. Obwohl das Gebiet nicht Zentrum der Kampfhandlungen war, traurige Geschichten gibt es dennoch genug. Sie spiegeln sich zum Beispiel im Namen des eigentlich wunderschönen „Lago Brutto“, dem hässlichen See. Hier sind im Krieg unzählige Soldaten in den kalten Wintern erfroren und haben so dem Bergsee seinen unglücklichen Namen gegeben.
Gipfelglück vor Traumkulisse
Direkt am Lago Brutto führt der Translagorai vorbei. Der Fernwanderweg vom Passo Rolle zur Panarotta oder umgekehrt ist auf fünf Tage angelegt. Bewirtschaftete Hütten gibt es nur wenige, stattdessen wird häufig in klassischen italienischen Selbstversorger-Biwaks geschlafen. Der Weg ist zwar bestens markiert, stellt aber auch für konditionsstarke und ambitionierte Fernwandernde eine Herausforderung dar.
Der Translagorai führt zwar nicht exakt über die Cima di Cece, aber der Abstecher zum Gipfel dauert nur rund eine halbe Stunde. Der Anstieg führt über große, wackelige Blöcke aus braunem, flechtenbewachsenem Vulkangestein. Die Wegfindung ist hier nicht so einfach, da die Markierungen verblasst sind. Zudem sind einige kleine Kletterstellen zu bewältigen. Doch oben angekommen öffnet sich ein 360-Grad-Rundumblick auf bekannte und unbekannte Gipfel der Dolomiten und Fleimstaler Alpen.
Kaffeepause am See
Wer von der Valmaggiore Alm via Forcella-Scharte zum Gipfel gekommen ist, der kann nun entweder auf gleichem Weg zurück oder einen Rundweg gehen. Der Weg vom Gipfel zur Cece-Scharte zieht sich, doch ab dort geht es nur noch bergab und als Belohnung warten noch zwei schöne Bergseen, in denen sich die müden Beine erfrischen lassen. Am Lago di Cece steht zudem eine einfache, unbewirtschaftete Hütte, die sich für eine Kaffeepause anbietet, falls man entsprechenden Proviant dabei hat.