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Lyrische Wanderung zwischen Egg und Andelsbuch Mit Hölderlin durch den Bregenzerwald

Der Maria Erika Lyrikweg im Bregenzerwald vereint auf außergewöhnliche Weise die Schönheit der Natur mit der Kraft der Poesie. Seit 2021 führt der Wanderweg entlang der Bregenzerach an ausgewählte Orte, die zum Verweilen und Nachdenken einladen. Kuratiert von Doris Franz, ist der Weg eine Hommage an ihre Mutter Maria Erika und zugleich eine Liebeserklärung an die Dichtung.

Von: Thomas Reichart

Stand: 22.11.2024

Lyrische Wanderung zwischen Egg und Andelsbuch | Bild: BR; Thomas Reichart

Am Anfang und Ende des Weges stehen die berühmten Worte des Dichters Friedrich Hölderlin: „Eines zu sein mit Allem, das ist Leben der Gottheit, das ist der Himmel des Menschen.“ Diese Zeilen sind Klammer und Motto der lyrischen Wanderung, bei der Natur und Wortkunst miteinander verschmelzen. An verschiedenen Stationen des Pfades finden sich ausgewählte Verse auf Tonplatten gedruckt. Neben Hölderlin auch von Rainer Maria Rilke oder Hilde Domin. Bis die gewünschte physische Form für die Gedichte gefunden war, musste viel experimentiert werden.

Leicht, fragil und dennoch dauerhaft

Das sogenannte „Laubparkett“ – Sitzgruppe in der Mitte des Weges

Doris Franz holte sich hierfür Rat vom Bildhauer Udo Rabensteiner. Gemeinsam mit dem Keramikkünstler Mario Meusburger druckten Sie die Worte mit einer Art Kunststoffstempel in Tontafeln. Diese wurden anschließend auf Flusssteine gelegt, bis sie deren Form annahmen. Erst dann wurde der Ton in dieser Form glasiert, gebrannt und wieder auf den Steinen befestigt. Das Ergebnis sind organische Formen, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen und die leicht und fest zugleich sind.

Jährlich wechselnde Ausstellung

Gesprungene Bitte von Hilde Domin

Der Weg verläuft am Ufer der Bregenzerach und lädt an mehreren Bänken dazu ein, innezuhalten und die Worte und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Die Gedichte in Ton bleiben dauerhaft am Wegrand, zusätzlich werden jedes Jahr Filzblätter neu bedruckt und in die Bäume gehängt. In diesem Jahr ist die Wechselausstellung dem Bregenzerwälder Dichter, Bauer und Sozialreformer Franz Michael Felder gewidmet. Ausgewählte Zitate laden zum Entdecken des eher unbekannten Künstlers ein.

Vandalismus und Vergänglichkeit

Wechselausstellung auf Filzblatt mit Zitaten von Franz Michael Felder

Während die Filzblätter nach einiger Zeit von Wind und Regen gezeichnet werden, hatten die Tontafeln anderen Herausforderungen zu trotzen. Manche der Tafeln wurden mutwillig zerstört, einige davon sind in diesem Zustand als „Spiegel unserer Zeit“ verblieben, was in gewissem Sinne die Brücke zu Hölderlin schlägt, der im Hyperion beklagt, dass „der moderne Mensch selbst auseinandergebrochen sei“. Doris Franz findet aber auch für diese Situation ein passendes Zitat von Franz Michael Felder: „Ich bedaure, dass die Krankheit der feinen Selbstsucht so um sich greift, erfreue mich aber stets an der Hoffnung, dass sie uns nie aufhalten, hindern, schwächen soll, für das allgemeine Beste zu wirken.“

Ganzjährig Wandern

Mehr Hölderlin am Ende des Weges im Nebel

Der Maria Erika Lyrikweg ist das ganze Jahr über geöffnet und bietet einen einzigartigen Zugang zur Lyrik – einen, der auch eilige Wanderer dazu bewegen soll, für einen Moment zu verweilen und sich von den Worten begleiten zu lassen. Die aktuelle Wechselausstellung ist noch bis ins nächste Frühjahr zu sehen, für Mai 2025 ist geplant die Filzblätter mit den Versen des deutschen Lyrikers Michael Krüger zu bedrucken.


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