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Naturpark Fränkische Schweiz Auf die Friesener Warte

Die Friesener Warte liegt oberhalb des Regnitztals kurz vor Bamberg. Mit ihren 561 Metern ist sie eher ein kleiner Berg der Fränkischen Alb. Zum Wandern aber ein perfekter Ausflugsort.

Von: Stefan Evertz

Stand: 25.10.2024

Friesener Warte: Haben Sie Lust, hier zu landen? | Bild: LSV Friesener Warte

Die Friesener Warte hat viel zu bieten: großartige Rundumsicht, eine Skisprungschanze, ein Fluggelände und ein Ort mit vielen Geschichten aus der Vergangenheit. Viele Höhenmeter darf man allerdings nicht erwarten, vom Regnitztal aus sind es etwa 320 Meter, vom Wanderparkplatz oberhalb von Friesen nur etwa 100 Höhenmeter. Es ist eher genüssliches Wandern, und dafür ist die Fränkische Schweiz perfekt.

Franz Weinkamm von der Wanderabteilung des TSV Hirschaid

Franz Weinkamm von der Wanderabteilung des TSV Hirschaid ist hier oben quasi zu Hause. Zahlreiche neue Wegschilder hat er hier aufgestellt, Führungen gemacht und war als Kind regelmäßig hier, als dort noch die Schulsportwettkämpfe ausgetragen wurden. Er hat sogar mit den Nachfahren der Besatzung des abgeschossenen kanadischen Weltkrieg-Bombers gesprochen, die die Absturzstelle im Jahr 2010 besucht haben. 1944 war ein Halifax-Bomber im Anflug auf Nürnberg auf die Friesener Warte gestürzt, ein Teil der Besatzung überlebte, wurde aber im Gasthaus in Friesen festgenommen. Tagelang soll das Wrack gebrannt haben, viele Munitionsreste mussten nach dem Krieg aufwändig auf der Friesener Warte in künstlichen Kratern gesprengt werden. Die wurden später zugeschüttet.

Vielseitiger Berg: Biotop, Segelflugplatz und Keltenburg

Der Keltenwall ist gut erkennbar.

Noch viel ältere Zeugen der Geschichte sind die Reste einer keltischen Fliehburg von vor etwa 2100 Jahren. Am Rand des Flugfeldes oberhalb von Ketschendorf sieht man einen etwa zwei Meter hohen Wall, der damals zu einem Zangentor gehörte. Weiter südlich an der Abbruchkante des Flugfeldes sind Reste eines Ringwalls deutlich zu sehen. Die Kelten wussten, was sie an der Friesener Warte hatten: drohte Gefahr, flüchteten sie hier hoch. Denn die weite Rundumsicht ist nicht nur schön, man konnte auch seine Feinde früh entdecken.

Diese Weite ist etwas, das es in der Fränkischen Schweiz mit ihren milden Hügeln nicht oft gibt, und die das Wandern oder Spazierengehen hier oben so reizvoll macht. Die Aussicht reicht vom Steigerwald im Westen bis zur Fränkischen Alb hinter Nürnberg im Osten. Es gibt spektakuläre Sonnenuntergänge, der Himmel reicht hier oben bis zum Boden. Das sind auch ideale Bedingungen für die Segelflieger. Sobald sie in der Luft sind, haben sie gleich mal ein paar Hundert Höhenmeter unter sich. Seit fast 100 Jahren gibt es hier oben Flugbetrieb und Flugschule.

Früher Skigebiet mit Schanze, heute reicht der Schnee nicht mehr

Als Sportgelände war die Friesener Warte nicht nur für die umliegenden Schulen früher ein idealer Ort. Lange Zeit war es ein vielgenutztes Skigelände, es wurden sogar regionale alpine und nordische Wettbewerbe ausgetragen. Ein Skisprungschanze aus den 1960er-Jahren könnte sogar noch benutzt werden, aber der Schnee reicht dafür nicht mehr aus.

Mit etwas Glück sieht man einen Hasen

Doch das schönste an der Friesener Warte neben dieser Weite ist das Naturerlebnis. Sie gehört zum Naturpark Fränkische Schweiz und ist zum Teil Biotop. Hier wird die Natur behutsam gepflegt. Vor allem die Mager- und Wacholderwiesen sind ideal für Bienen, Schmetterlinge und Wildtiere. Im Sommer ist es ein Schmetterlingsparadies. Mit Glück sieht man einen Nachtfalter wie die spanische Flagge. Oder einen Hasen. Und man kann seltene Orchideenarten entdecken, wie den Bienen-Ragwurz.

Im Winter entfaltet die Friesener Warte nochmal einen ganz eigenen Charme, wenn das Plateau vielleicht sogar mit Schnee leicht gezuckert ist. Dann ist es hier oben ruhig und die Sicht klar. Und an dunklen Wintertagen kann man sich hier oben eine wohltuende Portion Licht abholen.


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