0

Vom Kreuzbergpass zur Nemes-Alm Tolle Herbstwanderung vis-a-vis der Sextener Sonnenuhr

Die Herbstferien in der Allerheiligenwoche stehen vor der Türe, und viele Bayern zieht es dann zum Wandern nach Südtirol. Nicht nur im Vinschgau, im Eisacktal oder auf dem Ritten und der Seiser Alm gibt es herrliche Touren, sondern auch im Hochpustertal, zum Beispiel eine familientaugliche Wanderung vom Kreuzbergpass zur Nemes-Alm, die unter dem Karnischen Kamm vis-a-vis der wildgezackten Sextener Dolomiten liegt.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 18.10.2024

Vom Kreuzbergpass zur Nemes-Alm: Die Sextener Sonnenuhr bis zum Elfer | Bild: BR/Andrea Zinnecker

„1753“ - so heißt der neue Weitwanderweg, der auf Kaiserin Maria Theresia zurückgeht. Er verbindet Südtirol, Osttirol und das Veneto entlang historischer Grenzlinien. Die erste, knapp 17 Kilometer lange  Etappe führt vom Kreuzbergpass zur Nemes-Alm und weiter über den Karnischen Kamm ins Osttiroler Bergsteigerdorf Kartitsch. Jetzt im Herbst ist die knapp 1.900 Meter hoch gelegene Nemes-Alm ein feines Wander- und Einkehrziel: knapp eineinhalb Stunden Gehzeit vom Kreuzbergpass, durch lichten Bergwald, vorbei an Fliegenpilzen und dem Hochmoor unterm Seikofel. Die Lärchen brennen noch nicht feuervergoldet, aber die Gräser im Hochmoor leuchten schon in sattem Rotgold.

Der Elferkofel mal aus anderer Perspektive.

Die Herbstluft hat ihre ganz eigene Plastizität und lässt die bizarre, wilde Silhouette der Sextener Dolomiten zum Greifen nahe wirken. Beim Aufstieg zur Nemes-Alm, nur an die 250 Höhenmeter vom Kreuzbergpass, zeigt sich die Sextener Sonnenuhr sozusagen von ihrer Breitseite mit dem Achter-, Neuner-, Zehner- und Elferkofel, erklärt Otti Innerkofler, der Wirt der Nemes-Alm. Er kennt sich aus - kein Wunder, ist er doch der Urenkel des legendären Sepp Innerkofler. Der berühmte Bergführer, Alpinpionier und Erstbegeher vieler Routen wie zum Beispiel an der Kleinen Zinne und am Paternkofel hat nicht nur die Drei-Zinnen-Hütte erbaut, sondern auch eine Kletterdynastie gegründet.

"Indian Summer" im Gras

Im Ersten Weltkrieg hat Sepp Innerkofler ein Bataillon geführt und wurde tragischerweise am Paternkofel erschossen. Bis heute ist nicht bekannt, ob versehentlich von seinen eigenen Leuten oder von den Italienern. Seitdem gilt er als Held des Gebirgskriegs. Die Leidenschaft fürs Klettern hat Otti Innerkofler jedenfalls von seinem berühmten Urgroßvater. Besonders gern ist er an den Drei Zinnen unterwegs, die man von der Nemes-Alm aus allerdings nicht sieht. Dafür ragt hinter der Hütte das „Karnische Matterhorn“ auf, der formschöne Knieberg. 

Hüttenwirt Otti Innerkofler, Urenkel des legendären Sepp Innerkofler

Zusammen mit Otti Innerkofler bewirtschaftet Klara Haberer die Nemes-Alm und sorgt für das leibliche Wohl der Wanderer, darunter viele Stammgäste aus Bayern. Die Terrasse der Nemes-Alm ist nach Westen hin ausgerichtet und liegt nachmittags lange in der Sonne. Auch bei dem, was auf den Teller kommt, geht einem das Herz auf. Alles ist haus- und selbstgemacht mit eigenen Produkten, ob Knödel oder Krautsalat, Käse oder Topfenstrudel – Otti ist nämlich auch gelernter Konditormeister. Die eigentliche Spezialität auf der Nemes-Alm aber sind die Wildgerichte, da Otti und Klara passionierte Jäger sind: Gamsgulasch, Hirschschnitzel, Reh, Wildschwein und auch Murmeltier. Das wurde jetzt geschossen, zerteilt und eingefroren. Im Winter werden die Stücke dann aufgetaut und mit viel Rotwein und aromatischen Kräutern wie wildem Thymian, Wacholderbeeren und Latschenkiefernadeln zubereitet. Dabei darf das Fleisch auf keinen Fall mit dem Fell in Berührung kommen, betont Otti, sonst ist es nicht mehr zu genießen.

Die Nemes-Alm ist gut besucht.

Zart und delikat ist nicht nur das Wild auf dem Teller, sondern ebenso der hausgemachte Topfenstrudel, auch wenn die Milch nicht mehr von Ottis weithin bekannter Lieblingskuh kommt: „Eulira“ ist längst in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Geboren wurde sie 2001, also zwischen Lira und Euro, daher kommt der Name.

Zurück zum Kreuzbergpass geht es alternativ über die Coltrondo-Alm oder auf demselben Weg, dem 1753, der auch als „römischer Weg“ bekannt ist - mit Blick auf den Karnischen Kamm, die Sextener Dolomiten und ganz in der Ferne auf die Gletscher der Rieserfernergruppe und Zillertaler Alpen.

Info

Die Nemes-Alm hat noch bis einschließlich 3. November geöffnet. Von allen größeren Orten im Hochpustertal (Sexten, Innichen, Toblach) ist der Ausgangs- und Endpunkt der Wanderung am Kreuzbergpass auch gut öffentlich mit dem Bus erreichbar.


0