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Waldwandern unter Mammutbäumen in Kalifornien Riesige Redwoods

Die Redensart „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“ ist eigentlich absurd. Bäume bilden den Wald, und wenn wir Bäume sehen, sehen wir damit auch den Wald. Aber was, wenn sich kein Himmel zeigt und keine Lichtung? Wenn alles, was Sie sehen, nur Holz und Stämme sind, egal in welche Richtung Sie auch blicken?

Von: Guido Meyer

Stand: 24.08.2024

Waldwandern unter Mammutbäumen in Kaliforniern | Bild: BR; Guido Meyer

Dann befinden Sie sich in einem Wald aus Mammutbäumen. Von diesen riesigen Redwoods, den „Dinosauriern des Waldes“, gibt es nicht mehr viele auf der Welt. Aber an der kalifornischen Pazifikküste, können Sie das Gefühl, den „Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen“, wirklich noch hautnah erleben.

Es riecht nach feuchtem Gras, und es knackt unter den Füßen: keine Lichtung, keine Wiese in Sicht. Es bleibt dunkel. Nichts außer Wald, Baum an Baum, parallel und kerzengerade. Selbst beim Blick nach oben sind die Baumkronen das Äußerste, das die Augen erreichen. Im Mammutbaumwald ist kein Himmel zu sehen. Die Mammutbäume an Kaliforniens Küste sind die höchsten Bäume der Erde, erklärt Försterin Laurel Franklin. Zudem sind sie absolut massiv und vermitteln fast eine spirituelle Erfahrung. In der Nähe dieser Bäume fühlt sich der Mensch wie ein Zwerg. Auch die Geschichte der Mammutbäume lässt einen andächtig verstummen. Sie sind entstanden, als noch Dinosaurier über die Erde liefen. Wer unter den Mammutbäumen wandert, der unternimmt eine Art Zeitreise.

Laurel Franklin steht neben einem dieser Bäume. Jeden Tag wandert sie durch den Wald und überzeugt sich davon, dass alles in Ordnung ist. Sie trägt eine braun-grüne Uniform und Gummistiefel und arbeitet als staatliche Parkbegleiterin. Ihr Arbeitsplatz ist überwiegend draußen, mitten im Humboldt Redwood State Park, einem Nationalpark im US-Bundesstaat Kalifornien.  Hier gibt es den größten Bestand an natürlich gewachsenen Mammutbäumen auf der ganzen Welt. Die Riesen des Waldes klingen verletzlich, trotz ihrer Größe und ihres mächtigen Umfangs, denn sie scheinen hohl zu sein. Durch einen Luftpuffer zwischen Stamm und Rinde entsteht beim „Anklopfen“ ein eigentümlich hohler Klang. Das rote Holz des Stammes unter der Rinde gab den Bäumen ihren englischen Namen: Redwoods.

Mammutbäume brauchen die Feuchtigkeit des Morgennebels. Regen gibt es in den Sommermonaten so gut wie nie. Deshalb haben sich die Bäume angepasst. Sie nehmen das Wasser nicht über ihre Wurzeln auf und verteilen es dann in den Blättern oder Nadeln so wie andere Bäume. Mammutbäume saugen die Feuchtigkeit des Nebels über ihre Nadeln auf – ähnlich der berühmten Kanaren-Kiefer, die allerdings wesentlich kleiner ist.

Laurel Franklin beendet ihre morgendliche Tour durch den Wald. Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, ist die Rangerstation. Hier arbeitet auch Debbie Gardner. Sie ist die Managerin des Parks und passt darauf auf, dass die Besucher des Parks die Bäume nicht beschädigen. Manchmal klettern Leute ohne böse Absicht auf die Bäume. Doch wenn jemand den Baum besteigt und dabei auf die Rinde tritt, löst sie sich. Früher oder später stirbt dann der Baum. Fatal, denn Mammutbäume sind enorm wichtig in Zeiten des Klimawandels. Sie entnehmen dreimal mehr Kohlendioxid aus der Luft als andere Bäume. Nur zwei Bäume, sagt Laurel, gleichen den Kohlendioxidausstoß eines Durchschnittsamerikaners aus.


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