Archäologische Wanderung mit dem Reiterlein von Speikern Auf den Glatzenstein im Nürnberger Land
Vor genau sechzig Jahren wurde im Nürnberger Land bei Speikern eine kleine Tonfigur gefunden: das Reiterlein von Speikern. Vermutlich handelt es sich um eine Grabbeigabe aus der Keltenzeit. Heute fungiert das Reiterlein als Wegmarkierung für einen archäologischen Wanderweg, der im mittelfränkischen Kersbach beginnt und einige Ausgrabungsorte erschließt.
Der Weg ist als Rundwanderung angelegt. Wer gleich zu Anfang eine tolle Aussicht haben will, kann bei Kersbach mit dem Aufstieg zum Glatzenstein beginnen. Über dem Ort thront der knapp 600 Meter hohe Berg. Am Wegesrand blühen im Frühling Buschwindröschen, einige Winterlinge spitzen leuchtend gelb hervor, Leberblümchen und Märzenbecher recken sich der Sonne entgegen. Über Nacht sind allerdings ganz unerwartet Anfang April die blühenden Bäume am Wegrand mit dicken weißen Kappen bedeckt, und die Buschwindröschen haben ihre Blüten eingeklappt.
Der Aufstieg zum Glatzenstein ist von mehreren Seiten möglich, der leichteste Weg führt von Kersbach hinauf, und das Reiterlein weist den Weg zum Gipfel. Die Mühe wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt - fast 30 Kilometer weit hinein ins Nürnberger Land, vor allem bei klarer Sicht. Auf dem archäologischen Wanderweg geht es dann wieder bergab, abwechslungsreicht durch den Wald und über offene Felder und Wiesen mit Weihern.
Gut ausgeschildert führt der Weg auf etwa elf Kilometer Länge auch zu einigen Stätten, an denen Funde aus der Hallstattzeit gemacht wurden. Nicht leicht zu erkennen für Laien, doch Hinweisschilder erklären anschaulich, was im Nürnberger Land vor 2700 Jahren los war. Die Kelten haben Grabhügel hinterlassen, ganze Gräberfelder aus der Hallstattzeit sind hier zu sehen, sofern man sie erkennt. Es braucht schon etwas Fantasie, um sich vorzustellen, wie das Leben damals gewesen sein könnte. Die meisten originalen Fundstücke, wie auch das Reiterlein von Speikern, befinden sich übrigens im Naturhistorischen Museum in Nürnberg.
Auch wenn man sich nicht in die Zeit der Kelten hineinversetzen kann beim Anblick eines fast verschwundenen Festungswalls oder Grabhügelfelds - landschaftlich ist der Weg eine Einladung zum Hinschauen und Sich-treiben-lassen: dramatische Wolken, bizarre Baumformationen im Wald, auf den Feldern letzte Schneereste und dazwischen tapfere Frühlingsblumen, die der Kälte trotzen. Vielleicht haben ja unsere Vorfahren vor fast 3000 Jahren ähnliche Naturschauspiele beobachtet.
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Karte: Der Glatzenstein