Sentier de Savaric und Zarathustra-Flair im Bergdorf Èze Auf den Mont Bastide an der Côte d’Azur
An der Côte d’Azur kann man nicht nur ausgezeichnet baden und Champagner trinken, sondern auch die Wanderschuhe schnüren, zum Beispiel rund um Èze. Das Dorf ist zweigeteilt: Malerisch auf dem Berg liegt der historische Teil von Èze, unten am Meer befindet sich Èze-sur-mer – und zwischen den beiden Ortsteilen lässt es sich herrlich wandern.
Von Nizza nach Èze-sur-mer braucht man nicht einmal 15 Minuten mit dem Zug. Am Bahnhof beginnen meine italienische Freundin Lea und ich unsere Wanderung. Den Startpunkt müssen wir suchen, doch mithilfe unserer Wander-App finden wir schnell den Sentier de Savaric. Er beginnt mit ein paar Treppenstufen und einem Kiesweg. Schon hier ist die Aussicht großartig: Vor uns liegen die letzten Ausläufer der mediterran bewachsenen Seealpen, links schweift der Blick hinaus auf das azurblaue Meer und zur Halbinsel Cap Ferrat. Im Wasser dümpeln kleine Fischerboote und protzige Yachten.
Unser erstes Ziel, der Mont Bastide, war unten nicht ausgeschildert. Somit sind wir nicht ganz sicher, wirklich auf dem richtigen Weg zu sein. Zum Glück treffen wir Elsa. Sie geht die knapp zweieinhalbstündige Tour in entgegengesetzter Richtung – und zwar schon zum 45. Mal! Das Klima an der Côte d’Azur ist mild, die Sonne scheint im Schnitt 300 Tage im Jahr. An den seltenen Regentagen kann es aber rutschig werden, deshalb braucht man gute Wander-Ausrüstung. Wir setzten unseren Weg fort und erreichen nach etwa anderthalb Stunden den 570 Meter hohen Gipfel des Mont Bastide. Früher gab es hier Kiefernwälder. Durch die großen Brände 1986 sind sie aber nahezu vollständig verschwunden. Stattdessen wachsen am Mont Bastide nun wilde Johannisbrotbäume und Eiben, Sträucher, Blumeneschen und Zistrosen.
Auf der anderen Seite des Mont Bastide steigen wir ab nach Èze. Der Weg führt in Serpentinen hinab ins das schmucke Bergdorf. Es ist komplett aus Stein gebaut und schmiegt sich an einen Hügel. Èze ist voller Galerien und Kunsthandwerk. Viele Künstler kommen schon seit Jahrzehnten in dieses Dorf“. Sie lockt – wie überall an der Côte d'Azur und in der Provence – das mediterrane Licht. Viele großflächige Gemälde zeigen das Meer, die kleinen Dörfer und die Lavendelfelder.
Einer der sicher schönsten Orte der Côte d’Azur ist der „Jardin exotiques des plantes“, der Botanische Garten auf dem höchsten Punkt von Èze. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den Ruinen einer mittelalterlichen Festung angelegt. Auf der Südseite des Gartens gibt es heute zahlreiche Arten von Sukkulenten und Xerophyten aus aller Welt. Auf der Nordseite mit ihren Höhlen und Kaskaden wachsen Pflanzen aus dem Mittelmeerraum. Dazwischen stehen Skulpturen und Infotafeln.
Zurück nach Èze sur mer wandern wir auf dem berühmten Nietzsche-Weg. Friedrich Nietzsche hat eine Zeitlang in Èze gelebt, ist den Weg täglich gegangen und soll hier Inspiration für „Also sprach Zarathustra“ gefunden haben. In einer knappen Stunde sind wir wieder am Strand von Èze sur mer – erschöpft, aber glücklich und sehr inspiriert von all den Eindrücken.