Zwischen Wüstensand, Sandsteinwänden und Dattelpalmen Wandern rund um Al Ula in Saudi-Arabien
Erst seit 2022 können Besucher auch individuell nach Saudi-Arabien reisen. Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Region Al Ula zu einem Magneten für Wüsten-Wanderer und Archäologie-Fans entwickelt. Denn Forscher haben dort, mitten in der Wüste, ausgedehnte antike Stätten ausgegraben. Neben diesen Anlagen bietet Al Ula bizarre Sandstein-Formationen, lebendige Oasen und einen Einblick in das traditionelle Leben des ländlichen Arabiens.

Es sind Zehntausende von Dattelpalmen, die das Landschaftsbild rund um Al Ula beherrschen. Weil es in den naheliegenden Bergen vor allem im Winter ausgiebig regnet, können die Oasen mit Grundwasser versorgt werden.
So auch die Daimumah-Oase. Zwischen den Dattelpalmen haben die Bauern Gemüsefelder angelegt. Die einzelnen Beete und Palmen sind mit traditionellen, in den Wüstenboden gebuddelten, Wasserkanälen verbunden. Die Familie von Faiz besitzt so einen Palmenhain. Faiz führt Besucher durch die Oase, deren flache Lehmhäuser mit Palmwedeldächern wie vor Jahrhunderten konstruiert sind. Tagsüber halten die dicken Mauern die Wohnräume kühl, nachts warm. Seitdem Touristen nach Al Ula kommen können, haben die Einwohner Cafés, kleine Restaurants und Kunsthandwerkläden in den Lehmgebäuden eingerichtet. Faiz betont die Bedeutung des Grundwassers für die Menschen in den Oasen: „Wasser ist Leben. Wenn du Wasser hast, hast du Leben. Kein Wasser, kein Leben!“
Wandern in der Sandstein-Schlucht
Ockerfarbene Sandstein-Wände bilden regelrechte Canyons. In der Madakheel-Schlucht sind die Felswände so hoch und eng, dass nur wenig Tageslicht auf den Boden der Schlucht fällt. Trotzdem hat sich im Wüstensand ein Dickicht aus Schlingpflanzen gebildet. Ranger Mobarak schaut immer wieder nach Tierspuren im Sand. Sein Lieblingstier, die Oryx-Antilope, lässt sich leider sehr selten blicken. Wenn man nachts in der Wüste übernachtet, kann man aber zumindest ihre pfeifenden Stimmen hören.
Wind und Sand haben die Felsen in der Gegend zu Skulpturen geformt. Die Bewohner haben fast für jeden Felsen einen Namen kreiert. Der Bekannteste ist der 52 Meter hohe Elephant Rock. Der Sandsteinblock, der an einen Elefanten erinnert, ist bei Sonnenaufgang oder Untergang sehr beeindruckend. Ein ganz besonderer Ort ist Hegra. Hier haben Archäologen Hunderte von meterhohen Gräbern entdeckt, die vom antiken Volk der Nabatäer in den Sandstein gebaut wurden. In den Jahrhunderten vor und nach der Zeitenwende war Hegra eine der größten und wichtigsten Handelsstädte Arabiens. Heute ist Hegra UNESCO Weltkulturerbe.
Fenster in die Vergangenheit
Noch weiter in die Geschichte reicht die Oase Dadan zurück. 500 vor Christus herrschten hier die Könige des Lihyan-Reichs. Für Archäologen ist der Ort eine Schatztruhe, denn unzählige gut erhaltene Steintafeln mit Inschriften geben Einblick in die damalige Zeit, in Landwirtschaft, Politik und Religion. Weil Dadan ein Knotenpunkt der Weihrauchstraße und anderer Handelsrouten war, finden sich hier Zeugnisse aus vielen arabischen Regionen und Epochen.
In der Gegenwart entwickelt sich Al Ula erneut zu einem Knotenpunkt, jetzt für Besucher aus aller Welt. Neben den historischen Stätten und der Beduinen-Kultur bietet Al Ula zum Beispiel ein futuristisches Kulturzentrum, das komplett aus verspiegeltem Glas in den Wüstensand gebaut worden ist. Dort werden Opern aufgeführt, klassische Konzerte gegeben und Kunst-Ausstellungen organisiert. Steht man vor dem Kulturzentrum, dann sieht man es praktisch nicht, weil sich die Berge der Umgebung und die Wüste komplett darin spiegeln. Al Ula ist eine Art riesiges Freiluft-Museum, das Antike, alte arabische Kultur und das moderne Saudi-Arabien gleichermaßen abbildet. Wanderer bewegen sich also nicht nur im Wüstensand, sondern auch in verschiedenen Epochen.