Kommissar Kluftinger. Milchgeld Ein Besuch am Drehort
"Dann gehen wir wieder auf Anfang." Was Regieassistent Jesper Petzke beim zweiten Kluftinger-Dreh im Allgäu anordnet, gilt auch fürs große Ganze. Nach dem Erfolg von "Erntedank" wird in Memmingen, Kempten und Umgebung nun der zweite Film über den kauzigen Allgäuer Kommissar realisiert.
Die erste Drehwoche geht gerade zu Ende und die Szenen im Kommissariat sind fast fertig. In der kommenden Woche wird das sonst leerstehende Memminger Gebäude, das als Heimat der Kripo Kempten diente, abgerissen. Im Hof ist der Parkplatz von Kommissar Kluftinger mit einem an einer Kette baumelnden Namensschild gekennzeichnet. Die Szene im Drehbuch, als Kluftinger, der eigentlich im Urlaub sein sollte, morgens vorfährt und seinen Parkplatz blockiert findet, ist lustig geworden. "Herrschaftszeiten, welcher Säckel ..." regt sich Klufti auf. Der 'Säckel' ist sein Stellvertreter Maier, der glaubt, sein Chef sei im Urlaub, was ihm das Recht gebe, sich gleich mal auf dessen Parkplatz zu stellen.
Hinter den Kulissen
An diesem Tag steht eine Szene im Verhörraum der Kripo auf dem Plan. Das Motiv ist durch eine Sperrholzwand vom Kostümlager getrennt, in dem zugleich die Darsteller auf ihren Auftritt vor der Kamera von Klaus Eichhammer warten. Abwechselnd sitzen die Darsteller Knaup, Allmayer, Tschiersch und Zmorek auf dem alten Polsterstuhl zwischen Schuhkisten, Bügelbrett und fahrbaren Kleiderstangen. Am Boden liegt ein Handtuch mit dem Logo eines Hotels in San Remo, das bei irgendeinem Dreh mal Eingang in die vielen asiatischen Plastiktaschen der Kostümabteilung gefunden hat. Liegt hier ein Hund? Nein, die ein Quadratmeter große Frotteezone ist der Ort, an dem sich die Darsteller anziehen. Am Abend ist sie nicht mehr ganz so sauber und fußfreundlich, aber nach wie vor klar abgesteckt. Daneben liegen ein Föhn und ein paar Kleiderbügel.
Viel Arbeit
"Noch mal von vorne." dringt die Stimme des Regieassistenten aus dem Raum nebenan. Die Arbeit am Set verlangt allen Geduld und äußerste Konzentration ab. Eine Szene wird in langen Takes mit vielen Einstellungen in alle Richtungen abgedreht. Das wirkt im Film nachher sehr lebendig. Schon jetzt merkt man bei den Mustern, wie sehr die Figuren rund um Kluftinger zusammen stimmen, wie "echt" sie gedacht sind. Ein Dirndl hängt an der Kleiderstange neben der Musikeruniform aus Altusried und diese neben einer Polizeijacke. Silberne Spangenschuhe stehen neben derben Haferlschuhen. Im Nebenzimmer wartet Kluftis große Trommel auf den Einsatz. Zwischen den Szenen wird das Licht umgebaut. Und dann heißt es wieder vom Regieassistenten: "Achtung, wir drehen!", gefolgt von einem "Ton geht ab!". Der Tonmeister antwortet mit "Ton läuft!", und dann kommt das schlichte, aber kräftige "Bitte!" von Rainer Kaufmann.
In der Drehpause
Johannes Allmayer trägt im Leben nie eine Brille und fasst sich beim Plaudern in der Drehpause ständig mit der linken Hand an den Bügel. Er sagt, er wisse schon nicht mehr, ob er nicht doch eine Brille brauche. Herbert Knaup wechselt Kluftingers Strickjanker für die Mittagspause mit einem schwarzen Trainingsanzug. Im Garten eines Nachbarhauses sind Biertische und -bänke aufgebaut. Es gibt ein asiatisches Mittagsgericht. Eigentlich gar nichts für Klufti. Aber der hat ja auch grad Pause. In seinem Trainingsanzug und den Schlappen isst Herbert Knaup und unterhält sich mit Rainer Kaufmann über seinen Klufti/Knaup-Besuch auf der Wiesn. Katharina Spiering erzählt, dass sie zwei Tage im Allgäu Wandern war. Die Berlinerin ist immer noch begeistert von ihren Eindrücken beim traditionellen Allgäuer "Viehscheid" – der Verteilung des Viehs, das für den Winter von den Almen wieder ins Tag gebracht wird, an die jeweiligen Besitzer. Davon werde sie demnächst den Kluftinger-Erfindern und Autoren Volker Klüpfel und Michi Kobr erzählen, als Inspiration für deren nächsten Roman. Rainer Kaufmann trägt an diesem Tag seine rote Samtweste zum lilafarbenen Poloshirt und seine Lederhose ist dieselbe wie drei Jahre zuvor beim Dreh von "Erntedank" und wie im vergangenen Herbst in Garmisch beim Dreh der "Föhnlage".
Dunkle Geheimnisse
Im Flur im zweiten Stock wird gesaugt. Lampen werden aufgestellt. Türen ausgehängt. Nach der Mittagspause geht es im Motiv Gemeinschaftsbüro der Kripo weiter. In der Wartezeit entspinnt sich im Team eine Diskussion darüber, wie man jetzt eigentlich das schwarze Ding nennt, das die Beleuchter benutzen. Früher hieß das "Neger". Heute heißt es "schwarze Abdeckfahne". Und wie heißt es ganz korrekt? Beim letzten Dreh wurden solche Fragen immer frühmorgens im Auto zum Dreh verhandelt. Jeder musste abwechselnd morgens als Hausaufgabe ein Kurzreferat halten. Was ist eigentlich genau Föhn? Wie kommt die Milch in die Kuh? "Wer hat denn jetzt die Auflösung?" fragt Rainer Kaufmann. Die zweite Regieassistentin ist fertig mit googeln: "Maximal Pigmentierter". So heißt das also. Und dann wieder: "Wir sind fertig zum Dreh." Es geht weiter, noch bis in den späten Abend. Da ist es längst dunkel. Und zwar in echt.