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Eine Zeitreise Historie des Konzentrationslagers Flossenbürg

Eine Zeitreise in Bildern, Filmen und Worten durch die Geschichte des KZ Flossenbürg

Von: Claudia Erl

Stand: 18.04.2015

  • 1890
    Steinmetzt in Flossenbürg | Bild: BR

    Die stolzen Steinmetze

    1890

    Seit Ende des 19. Jahrhunderts geben die Granitsteinbrüche vielen Flossenbürgern Brot und Arbeit. Doch die Bedingungen für die Steinmetze sind hart.

  • 1930

    1930

    Flossenbürg ist nicht nur für seinen Granit bekannt: Es ist ein kleines, idyllisches Dorf ganz im Osten des Oberpfälzer Walds - und ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen aus der Region. Allerdings gilt Flossenbürg auch als „die Kältekammer der Oberpfalz“.

  • 1938
    Steinbrüche Flossenbürg | Bild: BR

    Steinbruch in Flossenbürg

    1938

    Die Granitsteinbrüche sind der Grund, warum die SS hier eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden errichten will. Denn der Bauboom im Deutschen Reich bringt auch Aufträge nach Flossenbürg – und die SS fällt die Entscheidung: Sie will systematisch die Arbeitskraft der KZ-Häftlinge im Steinbruch für ihre wirtschaftlichen Zwecke ausbeuten.

  • 1938
    Planzeichnug für das Konzentrationslager Flossenbürg | Bild: BR

    Der Plan vom Lager

    1938

    Die KZ-Architekten gehen mit großer Präzision vor: Sie planen ein Konzentrationslager für 3.000 Häftlinge, bewacht von 400 SS-lern. Gleich neben den Steinbrüchen werden die die Baracken für die Häftlinge, aber auch für SS-Mitglieder errichtet.

  • 1938

    3. Mai 1938

    Die ersten 100 Häftlinge treffen aus dem KZ Dachau auf der Baustelle in Flossenbürg ein. 1937/38 hatte die SS reichsweit 10.000 so genannte. „Berufsverbrecher“ verhaftet. Später verschleppten die Nazis auch politische Gegner, Zeugen Jehovas, Homosexuelle oder Juden nach Flossenbürg.

    Das Prinzip, das die SS für die Häftlinge in Flossenbürg hat, lautet: „Vernichtung durch Arbeit“

  • 1938
    Plan für die Blockhütten für SSler in Flossenbürg | Bild: BR

    Plan für die SS-Blockhäuser in Flossenbürg

    20. Juli 1938

    Der Gemeinderat stimmt am 20. Juli 1938 dem Antrag des Kommandanten Weiseborn zu, am sonnigen Plattenberg den Bau von SS-Block-Häusern zu genehmigen. In komfortable Blockhäuser ziehen die SSler höheren Ranges.

  • 1938
    Konzentrationslager Flossenbürg | Bild: BR

    KZ-Häftlinge arbeiten im Steinbruch

    1938

    Ende 1938 sind bereits 1.500 Häftlinge in Flossenbürg.

  • 1939

    1939

    Knapp 1.000 Häftlinge kommen für ein halbes Jahr aus Dachau. Es sind überwiegend politische Häftlinge: Die Dachauer Häftlinge sind entsetzt über die Zustände im Lager Flossenbürg. Viele werden Opfer einer Ruhrepidemie in diesem Hunger- und Seuchenwinter. Bereits im ersten Jahr sterben mehr als 300 Häftlinge in Flossenbürg - an Unterernährung, an Typhus oder der Ruhr. Häftlinge werden auch bei – meist - angeblichen Fluchtversuchen erschossen.

  • 1939

    1939

    Täglich arbeiten fast 850 Häftlinge im Steinbruch. Ihre Schicht dauert 12 Stunden. Es gibt keine Sicherheitsvorkehrungen. Am Abend müssen die Häftlinge die Toten ins Lager zurück schleppen.

  • 1940
    Wegweiser zum Konzentrationslager Flossenbürg | Bild: BR

    Wegweiser zum KZ im Ort Flossenbürg

    1940

    Das Lager Flossenbürg wächst. Ab 1940 kommen auch ausländische Häftlinge, vor allem aus Osteuropa.

  • 1940

    1940

    Die so genannte Wäscherei wird gebaut. Im Untergeschoß befindet sich das Häftlingsbad. Hierher müssen alle neu angekommenen Häftlinge, um desinfiziert zu werden. Sie werden mit einer brennenden und stinkenden Flüssigkeit abgesprüht und dabei geschlagen. Teilweise bleiben sie tagelang nackt im Häftlingsbad. Danach haben sie keine Namen mehr, sind nur noch Nummern. Weil die SS große Angst vor Seuchen hat, kommen sie dann für einige Zeit in Quarantäneblocks. Hier findet auch eine Art Selektion statt, wer noch arbeiten kann, und wer bereits dem Tod geweiht ist.

  • 1940

    1940

    Ein Krematorium wird in Auftrag gegeben. Bislang wurden die Leichen im Krematorium Selb verbrannt, doch die Kapazitäten reichen dort nicht mehr aus. Ende 1942 geht das Krematorium in Flossenbürg in Betrieb.

  • 1941

    1941

    Im KZ Flossenbürg gibt es jetzt über 5.000 Häftlinge. Darunter sind 2.000 sowjetische Kriegsgefangene, die in drei extra eingezäunten Baracken untergebracht sind. Gleichzeitig fahndet die Gestapo in der Region nach so genannten „unbrauchbaren Elementen“ unter den sowjetischen Kriegsgefangenen. Sie werden nach Flossenbürg gebracht und dort erschossen.

  • 1942
    Antrag auf Ernethelfer aus dem KZ von Flossenbürger Bäuerinnen | Bild: BR

    Ein Antrag auf Erntehelfer

    1942

    Immer mehr Männer aus Flossenbürg müssen in den Krieg und Häftlinge werden eingeteilt, um den Frauen bei den landwirtschaftlichen Arbeiten zu helfen. „Kostenlose Häftlinge“ werden auch der Gemeinde zur Verfügung gestellt – für den Straßenbau.

  • 1942

    30. April 1942

    Die Urnen reichen aufgrund der vielen getöteten Häftlinge in Flossenbürg nicht mehr aus: Die Lagerführung bestellt 1.000 Urnen nach.

  • 1942

    1942

    Im Steinbruch in Flossenbürg arbeiten 60 Angestellte und Steinmetze: Sie überwachen etwa 2.000 KZ Häftlinge. Es werden sogar Häftlinge zu Steinmetzen ausgebildet - für die meisten aber sind die Arbeitsbedingungen grauenvoll.

  • 1942
    Die Kommentatur des Konzentrationslagers Flossenbürg | Bild: BR

    Die Kommandantur in Flossenbürg

    1942

    Die Kommandantur in Flossenbürg wird erbaut. Sie steht bis heute.

  • 1942
    Karte - Konzentrationslager Flossenbürg als Mittelpunkt eines weit verzweigten Lagersystems | Bild: BR

    Flossenbürg und seine 90 Außenlager

    1942

    Flossenbürg wird zum Mittelpunkt eines weit verzweigten Lagersystems: Nahezu 90 Außenlager werden ab 1942 neu gegründet oder werden dem Flossenbürger Verwaltungsapparat zugeteilt.

  • 1943

    1943

    Große Transporte kommen ab Ende 1943 in Flossenbürg an. Das Lager ist überfüllt. Unter dem letzten Kommandanten des KZs, Max Koegel, verschlechtert sich die Situation der Häftlinge dramatisch.

  • 1944
    Karte - Konzentrationslager Flossenbürg, KZ Leitmeritz | Bild: BR

    Außenlager Leitmeritz

    1944

    Im böhmischen Leitmeritz entsteht das größte Außenlager von Flossenbürg. Über 16.000 Häftlinge werden hier zur Zwangsarbeit eingesetzt. Rund 4.500 sterben.

  • 1944
    Unterirdische Rüstungsproduktion | Bild: BR

    Unterirdische Rüstungsproduktion

    1944

    Die Nazis verlegen kurz vor Kriegsende immer mehr Rüstungsproduktionen unter die Erde, um sie vor den Luftangriffen zu schützen. In Leitmeritz müssen Häftlinge unter brutalen Bedingungen ein Stollensystem zu einer unterirdischen Rüstungsfabrik ausbauen. Deckname der Aktion ist „Richard“. Hier produziert die Auto-Union Panzermotoren.

  • 1944

    Mai 1944

    Das KZ-Flossenbürg schickt die ersten Häftlinge nach Hersbruck bei Happurg. Auch hier soll eine unterirdische Rüstungsfabrik gebaut werden. Die Häftlinge müssen gewaltige Stollen in das Gesteinsmassiv treiben – ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen. Acht Stolleneingänge sind im Bau, das Innere des Berges Houbirg soll zur Produktionsstätte werden. Bei Kriegsende sind vier Kilometer Stollen fertig. Geplant waren allerdings 200.000 Quadratmeter Produktionsfläche. Das Projekt trägt den Tarnnamen B7. Zur Produktion von Flugzeugmotoren, wie ursprünglich geplant, kommt es nicht mehr.

  • 1944

    1944

    Die Häftlinge leben mitten im Ort Hersbruck, beispielsweise im Saal eines Gasthauses. Schließlich beschließt die SS, auch hier ein Lager zu errichten. Insgesamt verschleppt die SS 9.000 Flüchtlinge nach Hersbruck. 4000 lassen hier ihr Leben. Im Winter 1944 sind es so viele, dass die SS ein Problem mit den vielen Leichen bekommt. Nahe Hersbruck in einem Waldstück errichtet die SS große Scheiterhaufen, um dort die Toten unter freiem Himmel zu verbrennen.

  • 1944

    1944

    Ein Transport mit jungen tschechischen Jüdinnen verlässt Auschwitz – sie sollen im KZ-Außenlager Freiberg in Sachsen in einer ehemaligen Porzellanfabrik für die Flugzeugherstellung arbeiten. Acht Frauen sterben in dieser Zeit im Lager Freiberg.

  • 1944

    August 1944

    Ein Transport mit Juden, die bereits in der Flugzeugindustrie eingesetzt waren, kommt in Flossenbürg an - denn hier werden die Steinmetzhallen zur Flugzeugfabrik umgerüstet.

  • 1944
    Rüstungsproduktion | Bild: BR

    Rüstungsproduktion

    1944

    Tausende von Häftlingen aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Groß-Rosen und Plaszow kommen nach Flossenbürg. Es sind die letzten Reserven an Arbeitskräften für die Rüstungsproduktion des Dritten Reiches.

  • 1944
    Flugzeugherstellung im Konzentrationslager Flossenbürg | Bild: BR

    Flugzeugherstellung

    November 1944

    Die SS-Bürokraten zählen fast 35.000 Häftlinge in Flossenbürg und seinen Außenlagern.

  • 1944

    1944

    Die Zustände in Flossenbürg sind unvorstellbar: Häftlinge werden willkürlich totgeschlagen, Homosexuelle kastriert, grausame Operationen durchgeführt. Wer in die Krankenstation kommt, verlässt sie nicht mehr lebend. Unzählige werden gehängt – unter den Augen der Mithäftlinge.

  • 1944

    1944

    Das Verbrennen der Leichen in Flossenbürg wird für die SS zum organisatorischen Problem – es sind zu viele. Sie werden deshalb auf Scheiterhaufen unter offenem Himmel verbrannt. Der extreme Geruch bleibt niemand im Umfeld verborgen.

  • 1945
    85.000 Inhaftierte | Bild: BR

    85.000 Häftlinge

    April 1945

    Immer mehr KZs im Osten werden aufgrund der vorrückenden Roten Armee aufgelöst. Flossenbürg wird von den neuen Häftlingsströmen überflutet. Das Lager verzeichnet jetzt seinen Höchststand von 85.000 Inhaftierten, inklusive der Außenlager.

  • 1945

    16. April 1945

    Nun wird auch Flossenbürg geräumt. Die jüdischen Häftlinge, knapp 2.000 Menschen, werden als erste mit dem Zug losgeschickt. Ihr Ziel: Dachau.

  • 1945

    19. April 1945

    Der Zug hält in Schwarzenfeld. Amerikanische Flieger halten den Zug irrtümlich für einen deutschen Truppentransport und greifen ihn an. Viele tote Häftlinge bleiben in Schwarzenfeld zurück. Die Überlebenden müssen zu Fuß weiter gehen. Wer nicht mehr kann, wird unterwegs erschossen.

  • 1945
    Häftlingsschuhe | Bild: BR

    20. April 1945

    Die SS aus Flossenbürg treibt bis zu 20.000 Häftlinge zu Fuß in Richtung Dachau und Mauthausen. Darunter sind Tausende, die kurz vorher aus Buchenwald gekommen sind. Nur eine Kolonne erreicht tatsächlich Dachau.

  • 1945

    23. April 1945

    Am späten Vormittag kommt die US-Armee nach Flossenbürg – das Lager gleicht einem Geisterlager. Sie finden in den Barracken noch 1.500 völlig entkräftete, kranke Häftlinge.

  • 1945

    29. April 1945

    Aus dem völlig überfüllten Lager Leitmeritz werden von der SS über 4.000 Häftlinge in einen Zug mit insgesamt 77 Waggons gesteckt: Das Ziel ist das KZ Mauthausen. Am Abend fährt der Zug in Roztoky ein und kann – kurz vor Prag - nicht mehr weiter: Die Strecke ist blockiert. Die Bevölkerung sieht diesen schrecklichen Transport – und hilft sofort so gut sie kann: Sie bringt Brot, holt Kranke aus den Waggons, um sie in einem notdürftig eingerichteten Lazarett zu behandeln.

  • 1945
  • 1945
    Konzentrationslager Flossenbürg | Bild: BR

    8. Mai 1945

    Erst am 8. Mai 1945, am Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands, werden die Häftlinge aus dem Zug im südböhmischen Velesin befreit.

  • 1945
    Bestattungen der Toten des Konzentrationslager Flossenbürg im Beisein der Bevölkerung | Bild: BR

    Die Toten werden im Beisein der Bevölkerung beigesetzt.

    Mai 1945

    Das ganze Ausmaß des Leidens und Sterbens in Flossenbürg wird erst nach dem Krieg sichtbar: Über 100.000 Menschen aus 47 Ländern hat die SS und Gestapo hierher verschleppt - darunter auch 16.000 Frauen. 23.000 waren Juden aus Polen und Ungarn. In Flossenbürg und seinen Außenlagern sind 30.000 Menschen gestorben: Sie sind umgebracht worden, oder sie sind an Krankheiten, Folter und Unterernährung zu Grunde gegangen.

  • 1945
    Leichen werden entlang der Todesmarschrouten gefunden und exhumiert | Bild: BR

    An der Todesmarschroute wurden tausende Leichen exhumiert.

    Mai 1945

    Entlang der Todesmarsch-Routen finden die Amerikaner auch noch mehr als 5.000 Tote, die die SS in den letzten Kriegstagen erschossen und einfach nur verscharrt hat. Die Amerikaner bestehen auch in Flossenbürg darauf, dass die Bevölkerung an den Exhumierungen und an den Begräbnissen teilnehmen muss.


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