Stolperstein Wenn die Worte steckenbleiben: Leben mit dem Stottern
Mittwoch, 01.11.2023
10:10
bis 10:40 Uhr
- Untertitel
- Video bereits in der Mediathek verfügbar
BR Fernsehen
800.000 Menschen in Deutschland leben mit dem Handicap Stottern. Es betrifft immerhin fünf Prozent aller Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. "Bei den meisten hört es von selbst wieder auf", so die gute Nachricht von Georg Thum, dem Leiter der Stotterer-Beratung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die schlechte Nachricht: Ab dem Schulalter ist Stottern in der Regel nicht mehr vollständig heilbar. Doch es gibt sehr gute Therapien.
Die siebenjährige Sarah geht regelmäßig zu einer erfahrenen Logopädin. Seither hat sie große Fortschritte gemacht. Auch ihre Mutter Barbara stottert. In ihrer Kindheit hat sie darunter stark gelitten. Die Störung im Redefluss ist vererbbar. Warum die Worte einfach nicht herauswollen, ist nach wie vor ein Rätsel für die Wissenschaft. "Es könnte eine Frage des Timings sein", meint Professor Martin Sommer. Er ist Neurophysiologe an der Universitätsklinik Göttingen und selbst vom Stottern betroffen. Sprechen ist ein hochkomplexer Vorgang. Beim Stottern ist offenbar das Zusammenspiel der für das Sprechen zuständigen Bereiche in der linken Gehirnhälfte gestört.
Wertvolle Hilfe können Selbsthilfegruppen geben. Frederik und Sarina leiten die Flow-Gruppe in München, die sich gezielt an junge Stotterer zwischen 16 und 29 Jahren wendet. Der Sprachheilpädagoge Georg Thum gibt Kurse speziell für diese Zielgruppe.
Auch der inzwischen 70-jährige Zauberer Hardy hat viel ausprobiert. Ihm persönlich halfen schließlich die Auftritte vor dem Publikum.
Zu den erfolgreichsten Behandlungsmethoden in Deutschland zählt die "Kasseler Stottertherapie", die auch online angeboten wird.
Menschen, die stottern, werden oft nicht erst genommen, belächelt oder ausgegrenzt. Der Film aus der Reihe "Stolperstein" erklärt das Phänomen und zeigt, wie Betroffene ihr Handicap auf unterschiedliche Weisen meistern.
Autor/Autorin:
Tom Fleckenstein
Redaktion:
Andreas Geyer
Unser Profil
STOLPERSTEIN porträtiert Menschen mit chronischen Erkrankungen, körperlichen, geistigen oder psychischen Handicaps, erzählt ihre Geschichte und begleitet sie in ihrem Alltag.
Die Inklusion von Menschen mit Handicap ist der Leitgedanke der Sendung. STOLPERSTEIN will in erster Linie Mut machen und zeigt Beispiele gelingender Inklusion - setzt aber, wenn nötig, auch kritische Akzente.