Da ist die königliche Nymphenburger Straße, die städtebaulich komponierte Ludwigstraße, die mondäne Theatinerstraße als Tor zur Fußgängerzone. Und dann die Rosenheimer Straße - Münchens Verlängerung Richtung Süden, die Schillerstraße im quirligen Hauptbahnhofviertel und dann noch Münchens längste: die Dachauer Straße, 11,2 Kilometer von der Grenze zu Karlsfeld hin bis zum Hauptbahnhof.

Was haben der Schauspieler Arnold Schwarzenegger und Franz Marc, der Maler des "Blauen Reiter" miteinander zu tun? Für beide war die Münchner Schillerstraße ein Baustein ihres Lebens, Marc wurde hier 1880 geboren und Schwarzenegger hatte hier sein erstes Body-Building-Studio. Und die höchste Hoteldichte Europas gibt es in der Schillerstraße - wir besuchen das Hotel Brunnenhof im Film. Und viel Multikulturelles, mittendrin eine bayerische Wirtschaft, das Schillerbräu. Und in ein Geschäft für afghanische Brautmode blickt die Kamera auch rein. Die Schillerstraße, Kontraste auf engstem Raum.

Kompakt, homogen dagegen die Ludwigstraße. Durchdesignt würde man heute wohl sagen, nach Vorstellungen von Bayerns König Ludwig I.. Mit tollen Innenräumen, wie ein Besuch bei der Galerie Sundheimer im ersten Stock über dem Hofgarten zeigt. Mit Bayerns Number-One-Bibliothek, der Bayerischen Staatsbibliothek mit ihrer ganz besonderen Blankziegelfassade. Dann die Ludwigskirche, religiöses Zentrum der Gegend, und schließlich der Geschwister-Scholl-Platz mit dem Hauptgebäude der Universität München. Das Siegestor blickt schon fast Richtung Schwabing, zu Ehren des Bayerischen Heeres wurde es gebaut.

Jenes Heeres, dem vielleicht ja auch die lange Herrschaft der Wittelsbacher zu verdanken war. Jenes Königsgeschlechts, dessen Schloss Nymphenburg mittels der Nymphenburger Straße mit der Stadtresidenz verbunden ist. Unterwegs Sarcletti, Münchner Institution für Speiseeis, seit 1879 schon. Das Hotel Nymphenburg mit einzigartigem privatem Plakatmuseum. Die angesehene Augenklinik Herzog Carl Theodor. Einst von einem Wittelsbacher gleichen Namens gegründet, er war übrigens Augenarzt. Und nicht weit davon auch die "Kochgarage" von Graciela, aus Argentinien, Jamie Oliver und Tim Mälzer waren schon zu Gast. Kenner der Nymphenburger Straße ist Franz Schröther von der Geschichtswerkstatt Neuhausen.

Gast ist das Stichwort für die Rosenheimer Straße. Denn alle Gäste, die aus dem Süden in die "nördlichste Stadt Italiens" kommen, erblicken zunächst einmal Maria Ramersdorf, die älteste Marienwallfahrt im Münchner Raum. An ensemblegeschützten Wohnblocks der 1920er Jahre vorbei geht es zur Volkssternwarte - ein Blick ins All gefällig. Weiter am Kultur- und Ausgehgelände des Werksviertels Mitte vorbei geht es nach Haidhausen. Einer der schönsten Stadtteile Münchens und entlang der Rosenheimer Straße viele Restaurants, Liebhaberläden, Firmen - darunter "Bayern geht fremd", was das ist, zeigt der Film. Schließlich das Kulturzentrum Gasteig und das Müller´sche Volksbad, zwei Kulturinstitutionen für München, jede auf seine Art.

Die Dachauer Straße ist die längste Straße in München. Vom weitläufigen Areal des Rangierbahnhofs München Nord stadteinwärts durchquert man die bis 1913 noch selbständige Landgemeinde Moosach. Mitten im Grünen und zugleich mitten in der Stadt ist man in der Kleingartenanlage NW 03, gleich auf der anderen Straßenseite das Sozialkaufhaus der diakonia, etwas abgesetzt von der Dachauer Straße dann der Westfriedhof, Münchens zweitgrößter Friedhof. Hier ist unter anderem Soraya, die Ex-Frau des Schahs von Persien begraben. Der Leonrodplatz transportiert weiter Richtung Hochschule München und Innenstadt. Entlang der Dachauer Straße besuchen wir auch zwei tolle Theater - das Pathostheater sowie das Münchner Theater für Kinder.

Und schließlich nähern wir uns dem Kern Münchens, der Fußgängerzone. Pars pro toto für all die Fußgängerzonenstraßen porträtieren wir die Theatinerstraße. Einzigartiges auf engstem Raum - Theatinerkirche, Kunsthalle München (schon weit mehr als hundert hochkarätige Ausstellungen seit Gründung!), das Shoppingareal der "Fünf Höfe" mit beeindruckender Kunst, u.a. die "Hängenden Gärten" der Nördlingerin Tita Giese. Und  - es gibt sie noch, die kleinen, inhabergeführten Geschäfte, wenn auch immer weniger leider. Die "Kleine Theatinerparfürmerie" kämpft sich seit vielen Jahren durch, durch den "Kettendschungel" (um es einmal so zu nennen). Die Hugendubel-Filiale mit ihrem einzigartigem Deckengemälde und das wunderschöne Treppenhaus des Preysing-Palais besuchen wir ebenso, und in der Theatinerkirche erklingt lateinischer Chorgesang, immer wieder sonntags.

Münchens große Straßen - ein 45minütiger Film von Dr. Michael Zehetmair und Wolfgang Binder.