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Schutz vor Corona-Virus Hände waschen oder desinfizieren?

"Jeden Finger einzeln" heißt es im neuen Händewasch-Lied von radioMikro. Hände waschen schützt - auch gegen Corona-Viren. Aber hilft Desinfizieren nicht noch effektiver oder sollte man sogar beides machen? Gesundheit! gibt Tipps.

Von: Bernd Thomas

Stand: 30.03.2020

Handhygiene: waschen oder desinfizieren? | Bild: BR

Mit unseren Hände begreifen wir die Welt. Genau das ist aber jetzt das Problem. Unsere Hände sind potentiellen Überträger von Keimen, Bakterien und Viren. Und auch das neue Corona-Virus zählt dazu. Worauf kommt es an? Marlene Heckl ist Ärztin und informiert in ihrem Videoblog „Marlenes Medizinkiste“ auch zu Corona und Handhygiene.

"Jeder sollte im Moment besonders auf eine gute Handhygiene achten. Das heißt, regelmäßig Hände waschen, um sich vor einer Ansteckung mit Corona-Viren, aber auch vor allen anderen möglichen Keimen zu schützen. Wichtig dabei ist: Um das Virus kaputt zu kriegen, reicht einfaches Wasser in der Regel nicht aus, dazu braucht es Seife. Ob Flüssig- oder Kernseife, das ist egal, denn Seife ist Seife. Wichtig ist, wie und wie lange die Hände gewaschen und eingeseift werden."

Marlene Heckl, Ärztin, München

Hände waschen: wirkungsvoll, aber oft vernachlässigt

Händewaschen mit Seife schützt vor Corona-Viren. Das ist bekannt und wissenschaftlich erwiesen, aber in der Praxis sieht es leider düster aus. Studien zeigen:  Viele vernachlässigen die eigene Handhygiene fast schon sträflich. Das Ergebnis einer Untersuchung mit rund 1000 Befragten ist besonders erschreckend: Nur jeder Achte wäscht sich demzufolge, selbst nachdem er auf der Toilette war, gründlich die Hände. Männer schneiden beim Händewaschen generell schlechter ab als Frauen. Doch wann und wie oft sollte sich jeder die Hände waschen?

"Hände waschen sollte man vor und nach dem Zubereiten von Essen, auch vor dem Essen selbst. Dann natürlich, nachdem man auf der Toilette war, wenn man zum Beispiel die Nase geputzt hat und natürlich, wenn man Kontakt mit Erkrankten hatte. Händewaschen sollte jeder auch, nachdem man Flächen oder Gegenstände angefasst hat, die von vielen Menschen benutzt werden, wie zum Beispiel Türklinken oder auch den Einkaufswagen im Supermarkt. Ein guter Zeitpunkt ist auch, wenn man von draußen hereinkommt und grundsätzlich immer, wenn man verschmutzte Hände hat."

Marlene Heckl, Ärztin, München

Jeden Finger einzeln: Das BR Händewasch-Lied zum Mitsingen

Damit auch wirklich jeder lange genug die Hände wäscht, denn mindestens zwanzig bis dreißig Sekunden müssen es sein, hat BR Autorin Katrin Stadler für RadioMikro und Gesundheit! das BR-Händewasch-Lied zum Mitsingen geschrieben: Jeden Finger einzeln. Wer dabei sorgfältig und Schritt für Schritt einseift, der hat spätestens nach Strophe Zwei wirklich saubere Hände!

Händewaschen: So wird´s gemacht


  • Zuerst die Hände unter fließendes Wasser halten.
  • Dann die Handinnenflächen einseifen,
  • anschließend die Daumen,
  • dann Fingerzwischenräume und Handrücken.
  • Als nächstes sind Fingerkuppen und –spitzen mit den Nagelbetten dran
  • dann die Handgelenke.
  • Zum Schluss die Seife wieder gut abspülen, und, wenn möglich, den Wasserhahn, den man ja zuvor mit ungewaschenen Händen aufgedreht hat, am besten mit dem Unterarm schließen.
  • Wichtig –ein trockenes Handtuch benutzen. Denn in feuchten Handtüchern können sich gefährliche Bakterien vermehren.

Eine Hand wäscht die andere, aber - oft zu kurz!

Das UV-Testgerät macht unsichtbare Verschmutzungen sichtbar: Sie leuchten auf der Haut. Die dunkle Hand rechts ist sauber.

Hände waschen dauert bei den meisten gerade einmal sieben bis zehn Sekunden. Das ist eindeutig zu kurz. Denn dann kann die Seife nicht wirken und Schmutz und Keime bleiben auf der Haut, auch wenn man sie gar nicht sieht. Den Beweis liefert ein spezielles UV-Testgerät, das die Kommunale Unfallversicherung Bayern für Hygieneschulungen einsetzt und in normalen Zeiten verleiht. Dunkel erscheinen darin saubere, leuchtend dagegen verschmutzte Hände.

Nach dem Sieben-Sekunden-Händewaschen sind deutlich noch überall Verschmutzungen zu erkennen.

Eine Lotion simuliert unsichtbare Verschmutzungen mit Keimen, sichtbar sind die unter der UV-Lampe. Das Ergebnis nach kurzem 10-Sekunden-Waschen ist eindeutig zu sehen. Die Hände nicht sauber, sondern fast genauso verschmutzt wie zuvor.

Ungewaschene Hände: Potentielle Krankheitsüberträger

Wie gefährlich ungewaschene Hände sind, kennt jeder, der sich beim Zwiebelschneiden versehentlich schon einmal die Augen gerieben hat. Aber auch Bakterien und Viren kommen auf dem selben Weg in uns hinein. Deshalb ist Handhygiene so wichtig.

"Viren und andere Keime können über unsere Schleimhäute, also zum Beispiel Auge, Nase und Mund, in unseren Körper eindringen. Das merken wir im Gegesatz zum Zwiebelsaft erst einmal gar nicht. Aber das kann sehr gefährlich sein, denn Viren und Bakterien können ernste Krankheiten verursachen."

Christian Rüberg, Medizinstudent

Deutlich sind die Spuren zu sehen, die kontaminierte Oberflächen hinterlassen, nachdem die Hände sie angefasst haben.

Mit dem Corona-Virus stecken sich die meisten Menschen über Tröpfcheninfektionen an. Aber Corona-Viren können, wie andere Keime auch, bis zu mehreren Tagen auf Oberflächen überleben. Bleiben Hände ungewaschen, dauert es nicht oft lange, bis die Keime in den Körper kommen.

So wirkt die Seife gegen Schmutz und Keime

Seife besteht aus wasserliebenden und fettliebenden Anteilen. Der Schaum verringert die Oberflächenspannung des Wassers. Schmutz, viele Keime und auch Coronaviren können aufgelöst und weggespült werden. Die Wassertemperatur ist dabei nicht entscheidend. Wichtig ist die Zeit und dass die Seife richtig schäumt: 20 bis 30 Sekunden Einseifen müssen sein.

Hände waschen oder desinfizieren: Was schützt besser?

Bleibt noch die Frage, ob Hände desinfizieren nicht viel effektiver gegen Corona-Viren schützt als Seife? Was meint die Ärztin?

"Hände desinfizieren ist vor allem dann sinnvoll, wenn man ein gründliches Händewaschen nicht durchführen kann, zum Beispiel, weil man gerade unterwegs ist. Allgemein sagt man, dass Händewaschen mit Wasser und Seife etwas effektiver ist als alleiniges Händedesinfizieren. Und man muss auch nicht beides machen, eins alleine reicht völlig."

Marlene Heckl, Ärztin, München

Hände waschen oder desinfizieren, was schützt effektiver?

Hand-Desinfektionsmittel müssen mindestens 60 % Alkohol enthalten, damit sie entsprechend wirken können. Aber nicht alle wirken gleich gut gegen Bakterien und Viren. Grundsätzlich ist auch beim Desinfizieren wichtig, dass die Hände sorgfältig und gleichmäßig mit Desinfektionsflüssigkeit eingerieben werden. Dabei wird ähnlich vorgegangen wie beim Händewaschen, auch was die Dauer des Einreibens betrifft.

Richtig desinfizierte Hände erscheinen unter dem UV Testgerät so, als hätte sie weiße Handschuhe an

Ein Training mit dem UV Gerät und einer Testflüssigkeit macht das für´s blose Auge sichtbar. Nach dem Einreiben müssen die Hände aussehen, als hätte sie weiße Handschuhe an. Wer zu Hause trainieren will, kann das zum Beispiel mit weißen Einmalhandschuhen und dunkler Farbe probieren. Die Hände so einreiben, dass anschließend alle Flächen gleichmäßig dunkel werden. Gar nicht so leicht.

Hände pflegen: Eincremen nicht vergessen!

Wichtig zum Schluss: Egal, ob gewaschen oder desinfiziert werden, die Hände sollten regelmäßig eingecremt werden. Denn rauhe, spröde und rissige Haut ist anfälliger für Keime und Erreger. Dann viel Spaß beim Singen und Hände waschen!


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