Pflanzliches Antibiotikum Kapuzinerkresse hilft bei Erkältung und Blasenentzündung
Die Kapuzinerkresse wächst in vielen Gärten. Ihre Blüten sind essbar und werden oft in Salaten verwendet. Zudem wird sie als Heilpflanze eingesetzt, etwa bei Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündungen oder Harnwegsinfekten.
Als Heilpflanze war die Kapuzinerkresse bereits bei den Inkas bekannt. Sie behandelten damit infizierte Wunden und nutzten sie auch als Schmerzmittel. In Europa bereichert Kapuzinerkresse seit dem 16. Jahrhundert die traditionelle Klostermedizin.
Der Name stammt von Kapuzinermönchen
Die Blüten der Kapuzinerkresse können orangenfarbenen, rot oder gelb sein und dunkle Streifen haben.
Der botanische Name der Kapuzinerkresse lautet "Tropaeolum majus". Der erste Teil ihres deutschen Namens kommt von den Kapuzinermönchen, denn die Form der Blüte erinnert an die Mönchskutten. Da sie recht scharf schmeckt, hat die Pflanze zudem die Bezeichnung Kresse erhalten.
Die einjährige, krautige Pflanze wird bis zu 60 Zentimeter hoch. Sie wächst an langen Ranken am Boden oder klettert in die Höhe. Sie wird bis zu fünf Meter lang. Ihre orangenfarbenen, roten oder gelben Blüten haben dunkle Streifen. An den nahezu kreisrunden Blättern - mit bis zu fünf Zentimetern Durchmesser – perlen Wassertropfen ab, wie bei der Lotuspflanze.
Die Kapuzinerkresse blüht von Juni bis Oktober. Frost verträgt die Kapuzinerkresse nicht. Im Kübel an einem hellen, frostfreien Ort kommt sie gut über den Winter und kann im Frühjahr wieder in die Erde eingesetzt werden. Blüten, Blätter und Samen der Kapuzinerkresse sind essbar.
Rezept: Kapuzinerkresse-Tee
Mit heißem Wasser können die Wirkstoffe der Kapuzinerkresse extrahiert werden. 10 bis 20 Gramm Kapuzinerkresse (frisch oder getrocknet) auf einem Liter Wasser werden dabei als Angabe empfohlen. Mit heißem Wasser übergießen, etwa acht bis zehn Minuten ziehen lassen. Danach abseihen. Zwei bis drei Tassen pro Tag trinken.
Anwendung: Bei welchen Beschwerden hilft Kapuzinerkresse?
Kapuzinerkresse ist antibakteriell, immunstärkend, schleimlösend und verdauungsfördernd. Genau auf diese Fähigkeiten der Pflanze setzt die Kräuterpädagogin Miriam Blum. Sie verwendet Kapuzinerkresse beispielsweise als Essigauszug. Besonders in der Erkältungszeit nutzt Miriam Blum die Tinktur präventiv, um das Auftreten von Beschwerden einer Blasenentzündung oder Erkältungen zu verhindern.
Tipp: Kapuzinerkresse-Essigauszug
Frische oder getrocknete Blätter und Blüten von der Kapuzinerkresse zerkleinern und in einem Schraubglas mit einem Träger-Essig (es eignet sich jeder Essig, den man gerne in der Küche nutzt) vollständig bedecken. 14 Tage an einem lichtgeschützten Raum stehen lassen, gelegentlich Schütteln. Je nach Bedarf zwei bis drei Teelöffel über den Tag verteilt, trinken. Wer den Essig-Geschmack nicht mag, kann einen Teelöffel Essigauszug in einem Glas Wasser auflösen.
In der Bamberger Kräutergärtnerei "Mussärol", wo sie im Heilgarten Kapuzinerkresse ernten kann, zeigt die junge Pädagogin, wie einfach ein Auszug aus der Kapuzinerkresse funktioniert. Dafür zerkleinert sie die frischen Blüten und Blätter und gibt sie in ein Glas mit ihrem Apfelessig. Sie sollen vom Essig vollständig bedeckt werden. Nach dem Verschrauben wird das Glas für 14 Tage lichtgeschützt bei Raumtemperaturen abgestellt. Gelegentliches Schütteln hilft dabei, dass sich die gesunden Inhaltsstoffe an den Essig übertagen. Für das Rezept kann man auch andere Essigsorten nutzen – auch ein Auszug mit Alkohol ist möglich. Hierfür werden etwa 100 Gramm frische Blätter und Blüten mit 40-prozentigem Alkohol übergossen.
Ein frisch gepresster Kapuzinerkresse-Saft, zirka 50 bis 100 Milliliter, eignen sich bei Bronchitis, Husten und Nierenentzündungen gut. Äußerlich wird die Kapuzinerkresse als Auflage bei entzündeten Wunden und bei leichten Muskelschmerzen eingesetzt. Aus den Samen des Heilkrauts kann außerdem ein Pulver hergestellt werden – als abführendes Mittel.
Aus jungen Samen entstehen "falsche Kapern"
Die jungen Samen der Kapuzinerkresse können in Essig konserviert werden und wie Kapern in Salaten und Soßen verwendet werden. Dafür werden Samen in einem Glas mit Salz vermengt und im Kühlschrank gelagert. In einem Glas verschlossen, hält sich diese Vitamin-C-Bombe zwei bis drei Monate im Kühlschrank.
Rezept: Kapuzinerkresse-Samen als "falsche Kapern"
Die Samen der Kapuzinerkresse in einem Schraubglas mit zwei bis drei Teelöffeln Salz mischen und eine Woche im Kühlschrank stehen lassen. Die entwässerten Kapern spülen und erneut in einem Glas mit heißem Essig übergießen. Nach dem Abkühlen im Kühlschrank aufbewahren. So können die "falschen Kapern" wie andere Kapern zu Soßen und Beilagen verwendet werden.
Gut bei Harnwegsinfekten und Bronchitis
Am Krankenhaus für Naturheilweisen in München gehört Kapuzinerkresse zu den gängigen Phytotherapeutika. Hier wird ein Kombipräparat zur Behandlung von Erkrankungen der oberen Atemwege sowie bei Harnwegsinfekten angewendet. Neben Kapuzinerkresse (200 Milligramm) ist Meerrettich (80 Milligramm) in den Dragees enthalten. Das geprüfte Arzneimittel enthält eine kontrollierte Menge an Inhaltsstoffen, die bei der Ernte von Frischpflanzen nicht gewährleistet werden kann.
Kapuzinerkresse als Gartenpflanze kannte auch die 26-jährige Antonia Egle schon früh. Dass sie auch bei ihren Beschwerden helfen könnte, war ihr nicht bekannt. Seit ihrem 13. Lebensjahr leidet Antonia Egle an chronischer Sinusitis und Bronchitis. Sie hat schon Cortison und Mundspülungen ausprobiert, jedoch hat alles keine dauerhafte Wirkung gezeigt. Für die Musikpädagogin sind entzündete Nasennebenhöhlen ein großes Problem.
"Ich konnte schlechter singen, meine Stimme hat total darunter gelitten. Dann habe ich immer viel gehustet und meine Ohren waren zu. Ich habe mich selbst noch gehört, aber manches, was die Kinder leise gesagt haben, habe ich plötzlich nicht mehr gehört. Und die Kopfschmerzen sind dann immer schlimmer geworden dadurch, weil meine Nasennebenhöhlen zugegangen sind."
Antonia Egle, Patientin
Antonia Egle verbrachte acht Tage stationär im Krankenhaus für Naturheilweisen in München, wo sie unter anderem drei Mal am Tag ein Kombipräparat aus Kapuzinerkresse und Meerrettich eingenommen hat. Ihre Beschwerden haben sich seitdem deutlich reduziert. Die Nasennebenhöhlen sind frei, und sie kann jetzt besser durchschlafen. Das Kombipräparat hat sie noch drei Wochen nach der Entlassung aus der Klinik weiter eingenommen.
"Man weiß, dass die Kapuzinerkresse einen ausgeprägten antibakteriellen Effekt hat und zwar vor allen Dingen auf Keime, die bei Infektionen beim Menschen eine Rolle spielen. Und da schädigt sie nicht nur die Bakterien und hindert sie an der Vermehrung, sondern sie verhindert auch, dass die Bakterien Biofilme auf der Schleimhaut, also zum Beispiel in der Blase oder im Bereich der Bronchen, bilden."
Dr. med. Michaela Moosburner, Internistin, Krankenhaus für Naturheilweisen, München
Inhaltsstoffe: Was macht die Heilpflanze wirksam?
Die Kapuzinerkresse ist reich an Vitamin C, enthält Flavonoide, Carotinoide und Mineralstoffe wie Eisen, Kalium und Magnesium. Von großer Bedeutung für die medizinische Wirkung sind Senföl-Glycoside.
"Die Kapuzinerkresse produziert die Senföl-Glycoside als Fraßschutz vor Insekten. Und das ist sehr geschickt gemacht. Neben den Senföl-Glycosiden enthält die Pflanze ein Enzym, die Myrosinase. Sobald ein Fraßfeind kommt und die Blätter anknabbert, mischt sich dieses Enzym mit den Senföl-Glycosiden, das Zuckermolekül wird abgespalten und dann entsteht erst die Wirkform, nämlich die Senföle."
Sigrid Billig, Apothekerin, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt
Die Senföle sind die Stoffe, die einem in die Nase steigen, die Augen tränen lassen die und die die Schärfe erzeugen. Die Senföl-Glycoside wirken laut Sigrid Billig gegen grampositive und gramnegative Bakterien, gegen Viren und Pilze. Deshalb sei bei der Kapuzinerkresse auch von einem pflanzlichen Antibiotikum die Rede.
"Die Senföl-Glycoside in der Pflanze haben den wahnsinnig großen Vorteil, dass sie fast vollständig schon im Dünndarm resorbiert werden. Das heißt, wir haben nicht diese Dickdarm-Problematik, dass sie irritiert und gestört wird. Und daraus folgen bei Antibiotika-Gabe ja ganz oft Durchfälle."
Sigrid Billig, Apothekerin,Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt
Forschungsstand: Gibt es wissenschaftlich Studien?
Drei Kohortenstudien mit einem Fertigarzneimittel, das Kapuzinerkressen-Kraut und Meerrettichwurzel enthält, haben dessen Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Bronchitis und akuter Blasenentzündung belegt. Das geprüfte Präparat erwies sich als gleichwertig zu einer Therapie mit Antibiotika.
"Aus diesem Jahr gibt es eine ganz aktuelle Studie von der Kapuzinerkresse, und zwar wurden der Patienten mit akuter Bronchitis behandelt, mit dem Kombipräparat. Und die Studie hat gezeigt, dass die Patienten deutlich früher symptomfrei wurden, also gerade was die Symptome Husten, Schleimproduktion und diese Sachen betrifft als die Vergleichsgruppe."
Dr. med. Michaela Moosburner, Internistin, Krankenhaus für Naturheilweisen, München
Bei Harnwegsinfektionen hat die Kapuzinerkresse sogar in eine medizinische Leitlinie geschafft. Hier wurde die Wirksamkeit bei Kindern und Erwachsenen nachgewiesen.
Risiken: Gibt es unerwünschte Nebenwirkungen?
Kapuzinerkresse ist im Allgemeinen gut verträglich. Jedoch sind die Senföle in höheren Konzentrationen giftig. Mit den natürlichen pflanzlichen Produkten werden die gefährlichen Mengen nicht erreicht. Dennoch gibt es empfohlene Obergrenzen: Bei der Frischpflanze sind es 30 Gramm pro Tag. Bei den Dragees im Kombipräparat sind es ungefähr 2,5 bis maximal fünf Gramm des getrockneten Pulvers, was besonders bei akuten, schweren Infektionen und als Begleittherapie zum Antibiotikum gegeben wird.
"Kapuzinerkresse hat einen ausgeprägten haut- und schleimhautreizenden Effekt. Das sind die Senföle, die scharf sind. Und deshalb würde man einem Patienten, der an einem Magen- oder einem Zwölffingerdarmgeschwür leidet, nicht empfehlen, Kapuzinerkresse zu nehmen. Auch bei Patienten mit ausgeprägten chronischen Nierenerkrankungen ist man vorsichtig mit der Verordnung, denn die Kapuzinerkresse wird vorwiegend über die Nieren ausgeschieden. Da es bei der Anwendung von Kapuzinerkresse bei Schwangeren und Stillenden noch keine gute Studienlage gibt, würde ich es diesen Personengruppen nicht verschreiben. Bei Kleinkindern ist man auch zurückhaltend, weil Scharfstoffe darin enthalten sind."
Dr. med. Michaela Moosburner, Internistin, Krankenhaus für Naturheilweisen, München
Um die möglichen Nebenwirkungen der Kapuzinerkresse wie Übelkeit, Durchfall, Blähungen oder Sodbrennen zu reduzieren, sollten Kombi-Präparate nach dem Essen und mit viel Wasser eingenommen werden.
Der hohe Vitamin-K-Gehalt in der Kapuzinerkresse kann außerdem die Wirkung des Gerinnungshemmers "Marcumar" abschwächen. Vorsicht ist auch bei äußerlicher Anwendung geboten. Ein kalter Aufguss wird in ein Baumwolltuch getränkt und nur wenige Minuten auf die Wunde gelegt.
"Es gibt auch das Risiko, dass Hautverbrennungen entstehen, da die Senföle, die in einer Pflanze enthalten sind, hautreizend sind."
Miriam Blum, Kräuterpädagogin, Bamberg
Fazit: Wie schneidet das Hausmittel ab?
Das Check-Ergebnis ist recht positiv: Kapuzinerkresse punktet mit vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten, innerlich wie äußerlich. Die Wirkung des Kombipräparates ist durch einige Studien gut belegt. Vor allem im Zusammenhang mit Harnwegsinfektionen bei Kindern ab sechs Jahren und Erwachsenen hat es das Kraut in eine medizinische Leitlinie geschafft.
Aber Achtung: Menschen mit Magen- und Zwölfdarmgeschwüren sollten zur Sicherheit gänzlich auf Kapuzinerkresse verzichten. Auch bei Schwangeren und Kleinkindern ist Vorsicht geboten. Insgesamt hat sich die hübsche und scharfe Kapuzinerkresse den Beinamen "grünes Antibiotikum" allerdings redlich verdient.