"jetzt red i" aus München Glauben in der Krise - Wer braucht noch die Kirchen?
Ostern steht vor der Tür. Auch in Deutschland werden in diesen Tagen die Kirchen voll sein. Doch das ist mittlerweile die Ausnahme.
Denn 2022 sind allein in Bayern mehr als 153.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten – so viel wie noch nie zuvor. Die, die sich abwenden, üben viel Kritik: Es geht um Zölibat, die Stellung der Frau und die Haltung zu Ehe, Homosexualität und Familie. Doch auch der evangelischen Kirche, die in vielen dieser Fragen eine liberale Haltung vertritt, laufen die Mitglieder davon. In Bayern sind im Jahr 2022 mehr als 48.000 Menschen ausgetreten – ebenfalls ein Rekordwert. Auch die Missbrauchsskandale in beiden Kirchen haben dazu beigetragen, dass viele das Vertrauen verlieren.
Die Bedeutung der Kirchen schwindet
Dabei leben wir aktuell in Krisenzeiten. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch die Klimakrise und die Folgen verunsichern, viele machen sich wegen der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung Sorgen um die Zukunft. Gerade in solch unsicheren Zeiten müssten die Menschen Orientierung und Trost suchen. Sie tun dies aber offenbar nicht mehr in den christlichen Glaubensgemeinschaften: Laut einer aktuellen Studie der Evangelischen Kirche Deutschlands spielt für 80% der Befragten Religion in ihrem Leben keine oder nur eine geringe Rolle. Auf der anderen Seite finden spirituelle und esoterische Angebote großen Zuspruch – besonders bei jungen Leuten.
Modernisieren oder auf traditionelle Werte besinnen?
Rainer Maria Schießler, katholischer Stadtpfarrer in München, fordert ein Umdenken: „Wir müssen raus aus der Komfortzone unserer Pfarrhäuser. Wir dürfen nicht länger aus Eitelkeit in den eigenen Mauern beleidigt zuwarten, in der Hoffnung, dass doch noch jemand kommt.“ Auch in der evangelischen Kirche ist man bereit, neue Wege zu gehen. So hält Pfarrerin Ulrike Wilhelm aus Garmisch-Partenkirchen regelmäßig Bergmessen unter freiem Himmel. Aber wie sehr kann sich die Kirche von ihren Traditionen lösen, ohne ihre Identität zu verlieren? Kritiker warnen bereits vor zu viel Reformen und einem Abdriften in die Beliebigkeit.
Wie muss sich Kirche verändern, um die Menschen besser zu erreichen? Und wie viel Veränderung verträgt die Kirche? Wie wichtig sind die Kirchen für unser gesellschaftliches Zusammenleben? Welche Antworten kann der christliche Glauben in Krisenzeiten geben? Brauchen wir die Kirchen noch?
"Wenn wir das Priesterbild nicht neu denken und mit Leben füllen, wenn wir keinen Wandel hinkriegen, der auch die Frauen miteinbezieht, weiß ich nicht, wo die Kirche in 30 Jahren sein wird. Meine Aufgabe ist es, so lange ich Energie habe, für die Menschen da zu sein. Den Rest müssen diejenigen regeln, die sagen, sie hätten die Verantwortung und stünden in der Hierarchie auf einer Ebene, wo sie darüber entscheiden könnten, so wie jetzt bei der Bischofssynode in Rom."
Rainer Maria Schießler, katholischer Pfarrer München
"Überhaupt erreichen wir durch unsere Arbeit, so wie sie im Moment aufgestellt ist, vielleicht 5% der Kirchenmitglieder. Wir müssen missionarischer werden, wir müssen wieder mehr nach außen gehen und Menschen, die mit unserer traditionellen und manchmal auch sehr milieuverhafteten Sprache nichts anfangen können durch kreative Aktionen erreichen."
Ulrike Wilhelm, evangelische Pfarrerin Garmisch-Partenkirchen
Darüber diskutieren bei „jetzt red i“ Bürgerinnen und Bürger live mit dem katholischen Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München und der evanglischen Pfarrerin Ulrike Wilhelm aus Garmisch-Partnkirchen. Ihre Meinung ist gefragt...
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Agrippina, Donnerstag, 28.März 2024, 11:15 Uhr
21. Zeitschwendung
Leider wurde die meiste Zeit am Thema vorbeigeredet, es ging hauptsächlich um Kircheninterna. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man zu fast 100% nur gläubige und kirchennahe Personen einlädt. Um eine wirkliche Diskussion zu der Frage "Brauchen wir nich die Kirchen" in Gang zu bringen, sollten Kirchen- und Religionskritiker*innen, also Personen mit einer Außenperspektive auf Kirchen und Glauben eingeladen werden und zu Wort kommen. Ich fürchte aber, dass sich ein so kirchennaher Sender wie der BR sich sowas nicht traut. Sorry, wenn ich das so sage: Aber diese gestern abend Sendung war Zeitverschwendung.
Anna, Donnerstag, 28.März 2024, 09:34 Uhr
20. Das Gewissen - ein Geschenk Gottes
Kirche ist ein Zusammenschluss von Menschen, die glauben, dass Gott existiert und dass wir in Gottes Schöpfung leben. Der Glaube ist entscheidend. Die Taten, die aus dem Glauben folgen, werden durch das eigene Gewissen gesteuert. Die Freiheit, dem eigenen Gewissen zu folgen, ist sogar Teil der deutschen Verfassung. In Art. 4 des Grundgesetzes heißt es: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich."
Nicole, Mittwoch, 27.März 2024, 21:49 Uhr
19. Der Gottesbeweis und seine Konsequenzen
Es gibt mehrere Kernprobleme hier auf Erden: Das eine war der fehlende Gottesbeweis. Dadurch gibt es sehr viele Atheisten auf der Erde. Jedoch erzählen immer mehr Menschen von übersinnlichen Erlebnissen, die sie hatten. Dazu zählen vor allem Nahtoderfahrungen. Diese Nahtoderfahrungen sind so klar, dass man die Unsterblichkeit der Seele sowie die himmlischen Sphären nicht mehr leugnen kann. Damit kommen wir zum zweiten Problem: Wenn wir also mit einer göttlichen Seele in Gottes Schöpfung leben, welche Folgen hat das für unser Verhalten hier auf Erden? Darf man nur einmal heiraten? Müssen Frauen aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen? Darf ich nach meinem eigenen Gewissen handeln oder muss ich den Regeln einer Kirche folgen?
Nicole, Mittwoch, 27.März 2024, 21:37 Uhr
18. Erde ist Teil von Gottes Schöpfung
Wir leben in Gottes Schöpfung. Die historische Entstehung der christliche Kirche markiert das Ende der grausamen, kriegerischen Antike. Die Politik wollte Besserung geloben und so lebten wir fortan in einem "Gottesstaat". Jeder kann selbst überlegen: Wie gehen wir auf Erden damit um, dass wir in Gottes Schöpfung leben?
Roman Melzner, Mittwoch, 27.März 2024, 21:14 Uhr
17. .... wie im Fußball
Es ist typisch deutsch wie im Fußball : wir sehen nur den Splitter im Auge des Anderen - und plötzlich schießt einer ein Tor wie Pfarrer Schießler und wir Deutschen wissen nicht wie wir damit umgehen sollen, anstatt ihm einfach nur zu folgen !!!