Carmen-Porträt La Belle Otéro
Mit diesem Rollenbild der Carmen schuf Albert von Keller Ende des 19. Jahrhunderts in München auch ein psychologisierendes Portrait der spanischen Tänzerin und Sängerin Caroline Otéro.
Die Identität der Dargestellten ist schnell gelüftet. Auf der Rückseite des Bildes steht geschrieben: 'Die spanische Tänzerin Otero als Carmen'. Gemeint ist Augustine Caroline Otéro Iglesias, "La Belle Otéro" genannt. Die "schöne Otéro" hatte sich nicht nur als Tänzerin und Sängerin einen Namen gemacht, sondern auch als Mätresse vieler einflussreicher und berühmter Männer.
Über ein Genrebild, das eine Theaterszene darstellt, geht dieses Bild also hinaus. Es ist ein so genanntes Rollenbild. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es für arrivierte Schauspieler recht üblich, ihren Erfolg mit einem Portrait zu dokumentieren, das sie in einer ihrer Rollen zeigt. Solche Gemälde schmückten häufig die Wandelgänge von Theatern.
Der Maler dieses Bildes, Albert von Keller, hat diese Tradition fortgesetzt. In seinem Münchner Atelier malte Keller seine 'Carmen' im Stile des aufkommenden Jugendstils mit realistischen Anklängen. Er stellte hier aber nicht nur eine Rolle dar, er psychologisierte die Portraitiere auch. Über ihr Gesicht und über ihre Körperhaltung drückt er die Leidenschaft und Lebensfreude genauso aus wie das Unnahbare dieser 'Carmen'. Die Entstehungszeit dieses hervorragend gemalten Bildes fällt mit den ersten, aus Frankreich kommenden, Aufführungen der Oper 'Carmen' zusammen.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 10.000 bis 12.000 Euro
- Datierung: Ende 19. Jahrhundert
- Herkunft: München
- Künstler: Albert von Keller
- Sendung vom 15. Februar 2014