Fensterbild Wer ist da auf den Hund gekommen?
Wie ein Bild im Bild: auch dieses Fensterbild übt den Reiz der Augentäuschung aus. Vielleicht hat Johann Jakob Dorner der Ältere die rätselhafte Dreiergruppe um 1790 in München gemalt.
Es fasziniert eben, wenn der Dargestellte über einen gemalten Fensterrahmen scheinbar in den Bildraum des Betrachters hineinragt. Dieser Bildtypus des Fensterbildes entwickelte sich im 17. Jahrhundert in den Niederlanden und setzte sich dort bis ins 19. Jahrhundert hinein fort: ein Erfolgsmodell der Malerei. In München kennt man den Typus des Fensterbildes zum Beispiel als Gemälde der 'Bäuerin mit drei Kindern' von Ferdinand Georg Waldmüller.
Hier sind es zwei Kinder, ein Mädchen im Hintergrund und vorn ein Bub, der ein Schoßhündchen hält. Die Kinder schauen den Betrachter frontal an - und lassen ihn rätseln: wer sind die beiden, welche Rolle spielt das Hündchen, welche Geschichte wird hier erzählt? Erschwert wird die Beantwortung dieser Fragen durch die völlige Abwesenheit von erzählerischen Accessoires. Stattdessen tauchen die Personen aus dem Dunkel hervor, gekonnt in Szene gesetzt durch ein seitliches Auflicht.
Das alles ist Kalkül. Denn solch kleine Bilder, so genannte Kabinettbilder, sollten in einem intimen Raum bei geringem Abstand betrachtet werden. Sie wurden gemalt, um zum Gespräch einzuladen. Das gemeinsame Rätseln über Bild und Thema animierte die Betrachter dazu, auch über Kunst im Allgemeinen nachzudenken – ein durchaus ideelles und aktuelles Anliegen!
Fakten:
- Geschätzter Wert: 2.000 bis 3.000 Euro
- Datierung: um 1790
- Herkunft: München (?)
- Künstler: Johann Jakob Dorner d. Ältere (?)
- Sendung vom 7. Juli 2012