BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Veilchenverkäuferin Arm aber stolz

Ist das Gemälde eines Blumenmädchens aus der Mitte des 19. Jahrhunderts politischer, als es zuerst den Anschein hat? Hinter der vermeintlichen Idylle verbirgt sich vielleicht ein sozialer Missstand.

Stand: 17.04.2012 | Archiv

Veilchenverkäuferin: Die komplette Beratung noch einmal sehen

Die Pressezensur des 19. Jahrhunderts verhinderte nämlich, dass über soziales Elend berichtet wurde. Dies rief die Künstler auf den Plan. Sie zeigten die Ärmsten der Armen, warben um Mitgefühl für sie, dokumentierten sie in ihrem Alltag: arm, aber stolz. Der Ruf nach mehr Gerechtigkeit: ein Hauptanliegen der Malerei jener Epoche.

Dieses Mädchen mit ihrem Korb voll selbst gepflückter Veilchen – dem Symbol für Reinheit, Unschuld, Demut - versucht mit leicht aufwärts gerichtetem Blick, die Aufmerksamkeit der Passanten zu gewinnen, um etwas Geld für sein Abendbrot zu verdienen. Leider bleibt sie wohl hungrig: es wird schon dunkel.

Oder liegen die Dinge ganz anders? Tatsächlich ist ein armes Mädchen dargestellt, aber muss sie wirklich verzweifeln? Möglicherweise rührt die Dunkelheit gar nicht von der Nacht her, sondern von der stark verschmutzten Firnisschicht auf der Darstellung…eine gründliche Reinigung würde Aufklärung bringen und die wahre Absicht des Bildes zutage fördern. Unter Umständen ließe sich dann auch eine Signatur entdecken, vielleicht die des Genremalers Johann Georg Meyer.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 10.000 bis 12.000 Euro
  • Datierung: 18. Jahrhundert
  • Künstler: Johann Georg Meyer (zugeschrieben)
  • Sendung vom 21. April 2012

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