Mexikanisches Bild Sensationeller Dachbodenfund
Sollten sich auch letzte Zweifel an der Authentizität des Gemäldes ausräumen lassen, so wäre diese mexikanische Landschaft, 1884 gemalt von José María Velasco, eine Art Nationalheiligtum.
José María Velasco (eigentlich: José María Tranquilino Francisco de Jesús de Velasco Gómez, 1840 bis 1912) war zu seiner Zeit der anerkannteste Maler Mexikos: Präsident der Akademie und 1889 Ausstatter des mexikanischen Pavillons bei der Pariser Weltausstellung, wofür er dort den ersten Preis gewann. Heute gelten seine Bilder als Sinnstifter mexikanischer Identität und sind somit begehrte Museums- und Sammlerstücke.
Dieses Motiv einer weiten mexikanischen Landschaft mit dem Titel "Das Tal von Mexiko, vom Hügel Santa Isabel aus gesehen" (auf spanisch: "El Valle de México desde el Cerro de Santa Isabel") hatte José María Velasco im Laufe seiner künstlerischen Laufbahn immer wieder aufgegriffen.
Die glasklare Luft erlaubt eine kilometerweite Fernsicht bis hin zu den schneebedeckten Bergen der Kordilleren. Im Mittelgrund ruht ein See, über den sich, ein Wolkengebilde durchdringend, die Sonne ergießt. Im Vordergrund, leicht aufsichtig dargestellt, findet eine Frau mit zwei kleinen Kindern und zwei Hunden ihren Weg zwischen zerklüfteten Lavafelsen.
Diese extreme Fernsicht hat Velasco mit allen Mitteln inszeniert: der Blick des Betrachters gleitet von den Lavafelsen diagonal in den sonnendurchfluteten Mittelgrund, um sich – gedachte 100 Kilometer entfernt – bei den Vulkanen der Kordilleren zu verlieren. Es handelt sich bei diesem Bild um Landschaftsmalerei erster Güte, die – europäisch beeinflusst - in diesem Kulturraum zu jener Zeit noch kaum eine Tradition hatte und daher eine sehr hoch gehandelte Rarität darstellt.
Nachtrag: Inzwischen wurde das Gemälde durch einen Velasco-Experten des Auktionshauses Sotheby's in New York als Original bestätigt. Am 28. Mai 2014 wurde es dort bei einer Versteigerung südamerikanischer Kunst zu einem Preis von 220.000 US-Dollar zugeschlagen, das entspricht etwa 180.000 Euro. Inklusive aller Gebühren musste der Käufer einen Premium-Preis von 269.000 US-Dollar dafür zahlen, das sind umgerechnet etwa 220.000 Euro. Somit blieb das "Valle de México" von Velasco sowohl unter dem Kunst & Krempel-Schätzpreis als auch unter dem des Auktionshauses. Dennoch: für einen Dachbodenfund ist dies ein sensationelles Ergebnis.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 400.000 Euro
- Datierung: 1884
- Herkunft: Mexiko
- Künstler: José María Velasco
- Sendung vom 5. Oktober 2013