Emailleglas Weizen statt Gerste
Dieses Glas scheint vom berühmten Wiener Glasmaler Anton Kothgasser zu stammen. Doch vieles spricht dafür, dass es erst um 1920/1930 in Böhmen hergestellt wurde.
Vieles an diesem Glas erinnert an den berühmten Wiener Porzellanmaler Anton Kothgasser. Im Jahre 1811 spezialisierte er sich auf Glasbemalungen, erst auf Flachglas, später auf Hohlglas. Damit wurde er berühmt. Seinen größten Erfolg feierte Kothgasser in der Biedermeierzeit, zwischen 1815 und 1830, als er die Transparent-Emaillemalerei von der Porzellanmalerei so meisterhaft auf Glas übertrug.
Doch ist dies ein echter 'Kothgasser'? Während bei dem berühmten Wiener Vorbild die Böden immer poliert waren, ist er bei diesem Exemplar matt. Auch die Striemen am Boden sind wohl bewusst herbeigeführte Gebrauchsspuren. Das Motiv des Dekors, ein Ährenfeld, unterscheidet sich ebenfalls vom Original: bei Kothgasser sind es lang gezogene Ähren wie die der Gerste, hier ähneln sie eher Weizen.
Auch die Farbe der Bemalung war beim Original differenzierter: niemals dunkelbraun, sondern auf der einen Seite hellgelb, auf der anderen leicht bräunlich. In böhmischen Glasfachschulen wurden Kothgasser-Entwürfe ganz offiziell kopiert, um seine Glasmaltechnik zu lernen. Die Signatur verwandelt diese Kopie allerdings in eine Fälschung.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 150 bis 200 Euro
- Datierung: 1920er/1930er Jahre
- Herkunft: evtl. Böhmen
- Sendung vom 8. Juni 2013