BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Steinzeugkrüge Böse Männer tragen Bart

Diese drei Steinzeugkrüge aus dem 16. Jahrhundert stammen wohl aus Müllgruben neben Manufakturen im Köln / Frechener Raum und im Aachen / Raerener Raum.

Stand: 11.01.2014 | Archiv

Steinzeugkrüge: Die komplette Beratung noch einmal sehen

Die Gegend um Raeren (im heutigen Belgien) und um Aachen so wie der Kölner und Frechener Raum gelten als der 'Steinzeugraum' des 16. Jahrhunderts. Wegen der geeigneten Tonvorkommen produzierten dort besonders viele Manufakturen Gefäße aus Steinzeug. Der eine Krug zeigt mit seinen regelmäßigen Gravuren in der unteren Gefäßhälfte typische Merkmale des Raerener Raums. Oft befand sich bei Raerener Steinzeug im mittleren Bereich auch noch ein Band mit Figuren. Der Krug hier zeigt aber eine schlichtere Ausführung mit einem rein geometrischen Dekor.

Typisch für den Köln / Frechener Raum ist der Krug mit Bartmannmaske, ein so genannter Bartmannkrug. Wo dieses Motiv herkommt, konnte bisher nicht endgültig geklärt werden. Eine der Vermutungen ist, dass das bärtige Antlitz in der Nachfolge der Gesichtskrüge stand, die als Grabbeigaben dienten. Ein anderer Erklärungsversuch besagt, es habe einen bösen Kardinal, Roberto Bellarmine, gegeben, dessen Grimasse hier wiedergegeben sei. Dass diese Krüge auch Exportartikel waren, ist am in den Ton eingedrückten Amsterdamer Stadtwappen zu erkennen.

Alle Kannen bzw. Krüge zeigen Fehlstellen wie Dellen oder durch Fehlbrände verursachte Absplitterungen, kurz gesagt, es handelt sich um Ausschuss. Solche, die spätmittelalterliche Qualitätskontrolle nicht überstanden habenden Stücke landeten in einer Grube neben der Manufaktur. Heute sind solche Fundstätten wichtige Quellen der Erforschung historischer Steinzeugbrandstätten.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 550 Euro bis 700 Euro
  • Datierung: 16. Jahrhundert
  • Herkunft: Köln/Frechen bzw. Raeren/Aachen
  • Sendung vom 11. Januar 2014

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