Aufsatzsekretär Verspiegelte Schatzschatulle
Dieser so genannte 'Schrein', das prunkvolle Hauptmöbel eines Hauses, wurde in Nord- oder Ostdeutschland zwischen 1740 und 1750 gefertigt.
Das Oberteil dieses Aufsatzsekretärs aus dem Spätbarock hat eine sehr praktische Eigenschaft: es ist mit Hilfe seiner beiden seitlichen Handhaben abzuheben. In zwei Teile zerlegt, lässt sich die Kommode leicht transportieren. Das war nützlich, wenn die Besitzer zwischen ihren verschiedenen Residenzen wechselten - dem Stadtpalais, dem Sommerschloss oder dem Jagdschlösschen. Dann zog ein solcher Schrank einfach mit um.
In ihm wurde das Kostbarste eines Haushaltes aufbewahrt: Geld, Briefe, Schuldscheine, die Hauptwährung des 18. Jahrhunderts. Ein solcher 'Schrein', das Hauptmöbel des Hauses, sticht durch besondere Merkmale hervor: kostbares Furnier, Messingbeschläge und eine große Spiegelfläche, was diesem Sekretär den Namen 'Spiegelschatulle' einbringt.
Ein ungewöhnliches, etwas extravagantes und handwerklich sehr aufwendiges Detail an dieser Kommode ist die nach oben aufschiebbare Spiegelblende. Wie ein Theatervorhang hebt sie sich und setzt so das Schrankinnere in Szene. Typisch für den Raum Niedersachsen, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt sind die Traversen zwischen den Schubkästen, die die einzelnen Geschosse akzentuieren. Auch die Seiten mit ihrem zentralen Feld und den senkrecht hoch laufenden Rahmenelemente lokalisieren diesen prächtigen Aufsatzsekretär in den Nord-Osten Deutschlands.
Selten erhalten und besonders schön sind die originalen Beschläge in Kleeblattform mit ihren hängenden Griffen. Leider wurden solche schlichten Original-Beschläge in späterer Zeit oft gegen prunkvollere Exemplare ausgetauscht.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 14.000 bis 16.000 Euro
- Datierung: um 1740/1750
- Herkunft: Nord-/Ostdeutschland
- Sendung vom 1. Dezember 2012