Garderobenständer An den Haken gehängt
Schwere Mäntel würde dieser Garderobenständer des 19. Jahrhunderts nicht tragen, wäre er aus Bugholz. Dass er in Wirklichkeit aus Metall ist, erkennt man aber erst auf den zweiten Blick.
Auf den ersten Blick meint man eine Bugholzkonstruktion, also einen Garderobenständer aus gebogenem Holz, ähnlich den Thonet-Möbeln, zu erkennen. In dieser Zartheit wäre die Ausführung in Bugholz aber nicht möglich gewesen: der Garderobenständer würde unter dem Gewicht schwerer Kleidungsstücke zusammenbrechen. Sein wirkliches Material, das Metall, wird aber verschleiert: durch Farbe wird hier die Maserung einer Holzoberfläche vorgetäuscht.
Solche Materialtäuschungen kamen in den 1820er, 1830er Jahren ganz groß in Mode. Wohl schon damals faszinierte die optische Leichtigkeit eines gebogenen Buchenholzmöbels, das in die materielle Schwere eines gusseisernen Möbels zurückverwandelt wurde. Vor allem im süddeutschen Raum beherrschte man die Technik, polychrome, also vielfarbige Oberflächen in monochrome, ein Furnier vortäuschende Oberfläche umzugestalten: so ließen sich einfache Tannenholzmöbel zu Buchen- Nussbaum oder gar Palisanderstücke veredeln.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 1.200 bis 1.800 Euro
- Datierung: 19. Jahrhundert
- Herkunft: Süddeutschland
- Sendung vom 19. Januar 2013