Indische Kommode Exotisch und doch universell
Die Kerbschnitzerei dieser geheimnisvollen Kommode aus dem späten 18. oder 19. Jahrhundert ist einerseits international, weist aber auch typisch indische Motive auf.
Es sind 'ewige', universelle Motive: das Rad und der Zirkelschlag mit Rosetten werden weltweit verwendet. Sie gehören zu einer gemeinsamen Formensprache der Menschheit. Und dennoch kann dieser Unterschrank nicht europäischer Herkunft sein. Einerseits wegen der seitlichen Stollenrahmenkonstruktion, deren Elemente nicht senkrecht durchgehen, sondern von queren Friesen beschränkt sind. Andererseits weisen die vorderen Keilzapfenverbindungen Dekorationsformen auf, die nicht in den europäischen Raum gehören. Und schließlich verweist auch das Material der Kommode auf ihren außereuropäischen Ursprung: es ist Teakholz.
Woher also stammt das Möbel? Seine formalen Elemente kommen aus der Steinbildhauerei – ein Verweis nach Indien, wo an den Tempeln solche palmettenähnlichen Lotusfriese in Stein gehauen sind. Außerdem kragen dort Steinelemente in den Raum, für die es bei uns nicht einmal eine Bezeichnung gibt. All diese Elemente sind hier in Holz nachgebildet. Sie folgen dem dravidischen Stil der südindischen Tempelanlagen wie in Madurai, Madras oder der ehemaligen portugiesischen Kolonie Kerala. Von dort könnte dieser Unterschrank nach Europa verschifft worden sein. Das Indigoblau und die rote Lackfarbe sind originale Reste einer einst prächtigen Fassung. Der Wert solch authentisch indischer Möbel wird mit dem wachsenden Wohlstand des Herkunftlandes wohl noch wachsen.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 1.000 bis 1.500 Euro
- Herkunft: Indien
- Datierung: spätes 18./19. Jahrhundert
- Sendung vom 5. Mai 2012