Stuhl Erbstück als Schmuggelware
Dieser reich verzierte Renaissance-Stuhl hat eine bewegte Geschichte: In Rumänien vor den Sowjets gerettet, während politischer Gefangenschaft im Keller versteckt, schmuggelte der heutige Besitzer das Familienerbstück nach West-Europa.
Dabei stammt es gar nicht aus Rumänien, sondern aus Italien. In der Gründerzeit wurden dort solche Stühle in großer Zahl als Mitbringsel für Besucher gefertigt. Vorbild war der Sgabello, eine Stuhlform der Renaissance. So wollte man sich die Grandezza der Medici-Ära ins Haus holen.
Originale Sgabello-Stühle gibt es so gut wie keine mehr. Selbst berühmte Florentiner Museen wie der Palazzo Davanzati können nur Repliken des Historismus bieten. Das vorliegende Exemplar stammt aus der Zeit um 1870 ist reich verziert mit Schnitzereien, die Sitzfläche ist graviert mit Ranken und Blätterschmuck. Es wurde dunkel lackiert, um einen Ebenholz-Effekt zu erzielen.
Praktisch: Durch eine Schraubenkonstruktion kann der Stuhl einfach zerlegt und wieder zusammengefügt werden. Das erleichterte zur Entstehungszeit den Transport als Mitbringsel und ermöglichte später, ihn unbemerkt durch den eisernen Vorhang zu schmuggeln. Für den rumänisch-stämmigen Besitzer ist der Sgabello-Stuhl deshalb Teil seiner Familiengeschichte und sicherlich unbezahlbar.
Fakten
- Geschätzter Wert: 400 bis 500 Euro
- Datierung: um 1870
- Herkunft: Italien
- Sendung vom 27.4.2013