Plexiglasgeige Violine mit Durchblick
Als Werbegag für den Plexiglashersteller Röhm und Haas ist diese Geige im 20. Jahrhundert gebaut worden – so detailgetreu, als wäre sie aus Holz.
Wie eine 'echte' Geige aus Holz, hat diese Geige ebenfalls eine Schnecke, einen Bassbalken, eine Futterleiste und Eckklötzchen. Solche Instrumente wurden vom Plexiglashersteller Röhm und Haas in Auftrag gegeben und 1937 sogar auf der Pariser Weltausstellung ausgestellt. Eigentlich ein Werbegag: die Firma wollte zeigen, wie vielseitig ihr neues Material zu verarbeiten ist. Sieben Jahre lang hatte Otto Röhm daran geforscht, bis er seine Erfindung ab 1933 auch in der amerikanischen Firmenniederlassung erfolgreich vertreiben konnte.
Geigen wurden sehr selten hergestellt, häufiger findet man Blasinstrumente wie Klarinetten, Flöten, Fagotte aus Plexiglas. An ihnen konnten die Vorteile des Materials besonders gut gezeigt werden, denn trotz der Feuchtigkeit beim Blasen entstehen im Plexiglas keine Risse. Bei dieser Geige zeigen sich allerdings auch die Grenzen des Materials: der Korpus kann nicht wie bei Holz modelliert werden, der Geigenbauer ist auf die vorproduzierten Materialstärken angewiesen.
In Konzertsäle wird es diese Geige wohl nicht schaffen. Als Dekorationsobjekt - und noch dazu als seltenes – hat sie aber ihren Wert. Nur ihre Klebestellen sind unsauber. Vermutlich ist diese Geige also kein Original der Firma Röhm und Haas, die diese Klebetechnik perfekt beherrschte.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 1.000 Euro
- Datierung: 20. Jahrhundert
- Herkunft: Esslingen
- Hersteller: Röhm und Haas
- Sendung vom 4. August 2012