Glockenspiel Gelebter Glaube
Diese kleine Holzkapelle, eine süddeutsche Bastelarbeit aus den Jahren zwischen 1930 und 1950, bezeugt auf charmante und fantasievolle Weise gelebten Glauben.
Denn hier hat jemand mit viel Fantasie und handwerklichem Geschick eine religiöse Szene inszeniert, die noch dazu über einen besonderen akustischen Reiz verfügt: es ist ein Glockenspiel. Die Spieluhr im Inneren funktioniert zwar per Knopfdruck, Hebelschaltung und mit Strom. Doch das ist nur die profane Seite dieser Szenerie.
Die Holzarbeit stellt eine kleine Kapelle mit Glockenreiter auf dem Dach dar. Öffnet man die Kapellentore, kommt ein Altar zum Vorschein. Über ihm klebt ein Altarbild, das Maria am Spinnrock zeigt, während das Jesuskind auf einer Wiese Reisig sammelt. Es ist ein Bildchen, das wohl aus einem Kindergebetbuch der 1940er Jahre entnommen wurde. Der kleine Christbaum neben dem Altar hingegen ist aus Plastik. Ein Bäumchen, wie man sie in den 1960er Jahren für die landschaftliche Bestückung von Spielzeugeisenbahnen herstellte.
Die Hauptrolle aber spielt ein Engelchen, das an einer Schnur zieht, gerade so, als würde es das Glockenspiel jeden Moment in Gang setzen wollen. Ein Seitenschlitz für Kleingeld lässt vermuten, dass diese charmante Bastelarbeit möglicherweise als Sammeldose am Kircheneingang stand, um die weihnachtliche Spendenbereitschaft noch einmal zu erhöhen.
Fakten:
- Geschätzter Wert: um 300 Euro
- Datierung: 1930 bis 1950
- Herkunft: Süddeutschland
- Sendung vom 22. Dezember 2012