Prozessionsstäbe Himmlische Stabsführung
Ob diese ungewöhnlichen und seltenen Zinnstäbe aus dem 19. Jahrhundert bei Prozessionen oder bei Kirchenspielen getragen wurden, ist nicht ganz gewiss.
Die fünf Zinngussstäbe enden jeweils in einem anderen Motiv: der eine in einer mit Samt gefüllten Krone, ähnlich einem Kurfürstenhut. Ein anderer zeigt an seiner Spitze eine Art Krummstab: die Insignie eines Bischofs oder Abts. Es handelt sich hier wohl um die Miniaturisierung von Herrschaftszeichen, also Abzeichen, die die Würde und den Rang ihres Trägers unterstreichen sollen.
Ob diese Stäbe allerdings dafür gedacht waren, um bei Prozessionen oder bei Kirchenspielen getragen zu werden, ist nicht sicher zu klären. Denn Sonne und Mond sind keine Würdeabzeichen wie Krone und Krummstab, können wohl aber Bestandteile der christlichen Ikonographie sein, um Christus oder Maria zu symbolisieren, als Herrscher über Himmel und Erde. Eventuell gehörten solche Stäbe zu der Ausstattung von Laienspielern eines christlichen Kirchenspiels.
Denn seit dem Tridentinischen Konzil, das zwischen 1545 und 1563 stattfand, bis hinein ins 19. Jahrhundert, fanden nach Fronleichnamsprozessionen häufig geistliche Spiele statt. Sie hatten die ganze Heilsgeschichte zum Inhalt – vom Sündenfall bis zum Jüngsten Tag. Um das Heilsgeschehen anschaulich zu machen, brauchte es viele verschiede Gestalten in unterschiedlichsten Kostümen: von weltlichen und geistlichen Würdenträger bis hin zu Sonne und Mond als den Symbolen für das göttliche Universum.
Fakten:
- Geschätzter Wert: ohne Angabe
- Datierung: 19. Jahrhundert
- Herkunft: Deutschland
- Sendung vom 2. März 2013