Andachtskasten Ein wunderbares Wickelkind
Dieses typisch bayerische Fatschenkindl, von Nonnen um 1730 liebevoll gearbeitet, folgt einem berühmten Vorbild: dem Münchner Augustinerkindl.
Dem Augustinerkindl aus der ehemaligen Münchner Barfüßerkirche des Augustiner-Ordens werden wundertätige Kräfte zugeschrieben: obwohl es durch die Ungeschicklichkeit eines übermäßig neugierigen Mönchs stark beschädigt wurde, setzte es sich selbsttätig über Nacht wieder zusammen. Vom Unfall blieb nur eine kleine Narbe am Kopf. Seitdem wurde dieser Typus des Fatschenkindls, also des Jesuskindes im Wickelkindalter, immer wieder kopiert und entwickelte sich zu einem eigenen ikonographischen Typus.
Besonders beliebt war das Fatschenkindl in Frauenklöstern und wurde von den Nonnen vielfach in der Technik der Klosterarbeiten nachgearbeitet. Es gehörte zum festen Bestandteil des klösterlichen Weihnachtsbrauchs im Bayern der Barockzeit. Wohl über die Säkularisation ist auch dieses Andachtsstück, wie eine Unmenge anderen Klosterinventars, in bürgerliche Hände gelangt. Leider trägt es nicht mehr die komplette originale Fassung, sondern wurde neu vergoldet. Trotzdem: ein wunderbares Objekt.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 3.000 bis 4.000 Euro
- Herkunft: Oberbayern
- Datierung: um 1730
- Sendung vom 24. März 2012