Herbergssuche Ein alter Brauch
Zwei schlicht gearbeitete Tiroler Figuren in Baumwollkleidern, die die biblischen Gestalten der schwangeren Maria und ihrem Mann Josef darstellen.
Die beiden Figuren wurden traditionell neun Tage vor Weihnachten von Haus zu Haus getragen, und jeweils für einen Tag als „Gast“ aufgenommen. In dem dazugehörigen Büchlein stehen Gebete und biblische Erzählungen, die sich die frommen Gastgeber erzählten und vorlasen. So „wanderte“ das Paar in der Vorweihnachtszeit durchs Dorf und kehrte erst an Lichtmess wieder zu seinen Besitzern zurück, da sie die letzten Herbergsgeber die gesamte Weihnachtszeit behalten durften.
Dieser ursprünglich aus dem Mittelalter stammende Brauch soll an die vergebliche Suche der Heiligen Familie nach einer Herberge in Bethlehem erinnern. In Anlehnung daran gibt es im Alpenland auch heute noch das „Frautragen“, bei dem nachts von den Kindern eines Dorfes ein Marienbild von einem Haus zum anderen getragen wird, womit Fruchtbarkeit erbeten werden soll. Einige Kleidungsstücke der beiden Figuren aus dem späten 18. Jahrhundert sind nicht mehr original, sehr schön erhalten sind aber die Verzierungen aus vergoldeten Messingdrahtarbeiten.
Fakten:
- Geschätzter Wert: ca. 1.200 Euro
- Herkunft/ Datierung: Nordtirol, um 1790
- Sendung vom 10. Dezember 2011