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Johannesschüssel Eine kultige Assemblage

Der Heiligenkopf aus dem 16. Jahrhundert und der bäuerliche Teller aus dem 18. Jahrhundert gehen eine unstandesgemäße Verbindung ein: heraus kommt die Johannesschüssel.

Stand: 18.02.2012 | Archiv

Johannesschüssel: Die komplette Beratung noch einmal sehen

Der biblischen Geschichte nach soll der abgeschlagene Kopf von Johannes dem Täufer im 4. Jahrhundert wieder entdeckt worden sein. Mit den Kreuzrittern gelangte er über Konstantinopel nach Amiens - auf einem 'diskos', also einem Teller. Die Kathedrale von Amiens, wo diese Hauptreliquie des Christentums seit 1206 aufbewahrt wird, wurde zum Wallfahrtsort. Und das Haupt des Johannes in einer Schüssel zu ihrem Wallfahrtszeichen.

So hat sich das Motiv der Johannesschüssel, auch Johannisschüssel, Johannesschale oder Johannesteller genannt, in ganz Europa verbreitet und wurde eifrig nachgebaut. In diesem Fall zu einer originellen Komposition aus Heiligendarstellung und profanem Gebrauchsgut.

Der Kopf stammt wohl aus einer bürgerlichen Stube. Zwischen 1560 und 1590 war es Mode, Heiligenköpfe in die Holzvertäfelung einzulassen. Zwei Jahrhunderte später erlebte die bürgerliche Renaissance-Schnitzerei ihre Wiedergeburt: als Johanneskopf, eingeklebt in einen Teller des 18. Jahrhunderts. So kam zusammen, was erst nicht zusammen gehörte: eine frühe Assemblage. Und Ausdruck tiefer Volksfrömmigkeit.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: um 300 Euro
  • Herkunft: Süddeutschland
  • Datierung: 16./18. Jahrhundert
  • Sendung vom 18. Februar 2012

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