Schraubtaler Hauchdünnes Mannequin
In diesem Silbertaler mit dem Konterfei des Erzherzogs Leopold von Österreich verbirgt sich ein auf Marienglas gemaltes 'Mannequin' aus den Jahren zwischen 1620 bis 1635.
Das Besondere dieses Silbertalers ist nicht die Abbildung des Erzherzogs Leopold von Österreich, datiert mit '1621'. Obwohl Leopold auch Bischof von Passau war und als Reichsverweser in Innsbruck und Wien ein bedeutender Mann und Kriegsherr, ist es doch das Innenleben dieses Talers, das fasziniert.
Geöffnet – es handelt sich hier um einen so genannten Schraubtaler - enthüllen sich nämlich zarte, durchsichtige Scheiben aus Marienglas. Dieses 'Glas' gehört zur Untergruppe der Gipse, genauer, der Selenite: ein in durchsichtige Scheiben spaltbares Mineral, das häufig zur Verglasung von Marienbildern verwendet wurde – daher der Name Marienglas.
Auf eine dieser Scheiben ist eine junge Frau gemalt - in rotem Kleid, roter Haube und schwarzer, mit Spitzen besetzter Schürze. Legt man die anderen Scheiben auf, wird, je nach gewählltem Kleid, aus der Jungfer eine Matrone, eine Hausmutter mit Kind oder eine Dame der Gesellschaft.
Man könnte es ein Mannequin des 17. Jahrhunderts nennen, als es weder Modealmanache noch Modezeitungen gab. Erst Ludwig XIV kam auf die Idee, die neueste Pariser Mode auf Holzpuppen zu präsentieren. 'Männeken' wurden sie von den Holländern genannt, die Franzosen machten daraus 'Mannequin'.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 1.600 bis 1.800 Euro
- Datierung: 1620 bis 1635
- Herkunft: Österreich
- Sendung vom 2. Februar 2013