Mit eleganter Geste zieht die Dargestellte ihr Kleid zur Seite und steigert damit noch die ornamentale Linie dieser mit Silber überzogenen Bronzeskulptur. Die Auflösung der Fläche zugunsten der Linie ist typisch für den Jugendstil, in Frankreich 'Art Nouveau', also Neue Kunst genannt: ein Kunststil, der ab 1880 radikal mit dem Historismus bricht.

Im unteren Bereich des Kleides sind eine Signatur, 'A. Léonard. Sculp. sit.' und der Stempel der bekannten Pariser Kunstgießerei Susse Fondeur zu sehen. Die Signatur verweist auf den Bildhauer Agathon Léonard. Es sind die beiden Vornamen und zugleich der Künstlername des flämisch stämmigen Bildhauers, der mit Familiennamen van der Weydeveld hieß. Er wurde 1841 in Lille geboren und siedelte später nach Paris um, wo er seine Ausbildung erhielt und seine berühmtesten Werke schuf.

Den Höhepunkt seiner Popularität erlebte er um das Jahr 1900. Außer der freien bildhauerischen Arbeit hatte er auch mit dem Design von Haushalts- und Einrichtungsgegenständen großen Erfolg. Für seine Tänzerinnen aber wurde er berühmt. Sein Vorbild war die amerikanische Ausdruckstänzerin Loïe Fuller, die ihren Tanzstil mit den weit schwingenden Kleidern sogar patentieren ließ.