Säender Landmann Symbol nationaler Stärke
Einen säenden Landmann darzustellen, das hatte für den Düsseldorfer Künstler Heinrich Müller in den Jahren um 1915 wohl nicht zuletzt einen politischen Hintergrund.
Denn das Bild des säenden Landmanns stand Anfang des 20. Jahrhunderts symbolisch für nationale Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, trotz der fortschreitenden Industrialisierung. Der säende Bauer versinnbildlichte ein Volk, das sich auch in Krisenzeiten ernähren und ohne fremde Hilfe überleben kann.
Die Figur ist also weniger eine Sozialstudie als eine politische Symbolgestalt: idealisiert, athletisch, jung, der Inbegriff des Arbeiters. Aber nicht des fremdbestimmten Industriearbeiters, sondern des selbstbestimmten Menschen, der über die eigene Scholle geht. Schon Vincent van Gogh und Ferdinand Hodler hatten für diesen Typus berühmte Vorbilder geschaffen.
Um 1900 genoss das Thema des Sämanns eine enorme Popularität. Und so wurde die Figur von Heinrich Müller oft nachgegossen, sogar in Serie. Das erklärt, warum sie im vorliegenden Fall zwar mit 'H. Müller' signiert, aber nicht nummeriert ist.
Fakten:
- Wert: 1.000 bis 1.500 Euro
- Herkunft: Düsseldorf
- Datierung: um 1915
- Künstler: Heinrich Müller
- Sendung vom 7. April 2012