Empire-Uhr Triumph des Weiblichen
An dieser frühen Empireuhr aus Frankreich, gefertigt zwischen 1795 und 1800, lässt sich nicht nur die Zeit ablesen, sondern auch der Triumph des Weiblichen.
Ihre kleinen spitzen Füße verweisen diese frühe Empireuhr in das 'Directoire', also die Zeit zwischen 1795 und 1799. Damals regierte noch das so genannte Direktorium in Frankreich, die letzte Regierungsform der französischen Revolution. Diesem Directoire-Stil folgt der napoleonische Empire-Stil – beide gehören aber dem Klassizismus an.
Ceres, die Göttin des Ackerbaus, also die 'Mutter Erde', lenkt einen Streitwagen mit einem eingeschirrten Löwen. Der Wagen der Göttin fährt auf einem ovalen Sockel, den Delphine schmücken. Der Delphin symbolisiert das Weibliche schlechthin, denn das griechische Wort 'delphys' bedeutet Schoß, Mutterleib, Gebärmutter. Ist es der Triumphzug des Weiblichen, vielleicht angelehnt an das Revolutions-Bild 'Die Freiheit führt das Volk' von Eugène Delacroix?
Andererseits ist der Delphin aber auch das Symbol für den Erbprinzen des französischen Königreichs (Dauphin). Möglicherweise wollte der Broncier damit auch die Botschaft senden, dass die Monarchie noch längst nicht am Ende ist.
Die etwas unbeholfene Art der Fertigung mag dem verfahrenen Zustand geschuldet sein, in dem sich die französische Gesellschaft und die Zünfte am Ende der Revolution befanden. Eher ungewöhnlich ist auch, dass hier Bronzegießer und Uhrmacher nicht zusammen gearbeitet: in das Bronzegehäuse wurde ein vorhandenes Taschenuhrwerk eingesetzt.
Fakten:
- Geschätzter Wert: 800 bis 1.000 Euro
- Datierung: 1795 bis 1800
- Herkunft: Frankreich
- Sendung vom 9. November 2013