Der Gastgeber Pfarrer Schießler stellt sich vor
"Nomen est omen", sagt man gerne: Der Name ist Programm. Weil meine Mutter den Dichter Rainer Maria Rilke liebte, also seine literarischen Werke, und ich auch einmal ein wenigstens etwas poetisch angehauchter Mensch werden sollte, hat sie mich auf den Namen Rainer Maria taufen lassen. Es ist schon verrückt, was dann wirklich aus einem wird im Leben ...
1974 als Oberministrant in der Pfarrei 'Zu den heiligen 12 Aposteln' in München-Laim
Geboren bin ich 1960 und aufgewachsen in München-Laim, nicht gerade Münchens "In-Viertel". Dennoch hatte ich das große Glück, dort eine absolut unbeschwerte und wunderschöne Kinder- und Jugendzeit verleben zu dürfen. Sparsamkeit und Fleiß, ehrliche Zufriedenheit und Achtsamkeit im Umgang mit den Gütern des Lebens, Hochachtung vor dem Leben und dem der Anderen - so beschreibe ich gerne die Grundpfeiler meiner Erziehung. Da steckt alles drin! Ja, und so wurde aus dem Lausbuben erst ein Ministrant, dann ein Abiturient und Theologiestudent - und schließlich ein Münchner Stadtpfarrer. Eine geradlinige und nicht immer steile Karriere, aber ein guter Weg. Und jedem, der mich auch nur auf einem Teilstück begleitete, danke ich täglich von ganzem Herzen.
Weil man sich wohl in der Kirche dachte, dass ein Großstadtbub unbedingt auch das Leben in der Provinz kennenlernen muss, durfte ich nach meiner Priesterweihe 1987 meine ersten Priesterjahre auch genau dort verbringen, in Bad Kohlgrub und Rosenheim. Und wieder waren es wunderbare und geschenkte Jahre mit herrlich offenen Menschen, die mich führten. Nach zwei weiteren Kaplansjahren auf Giesings Höhen, wo ich damals betend den Aufstieg meines Fußballvereins 1860 München in die 1. Liga mit unterstützte, bin ich seit 1993 Stadtpfarrer in St. Maximilian im Glockenbachviertel - und seit 2011 auch noch "Nebenbei-Pfarrer" in Heilig Geist, einer der wohl schönsten Kirchen Münchens, direkt am Viktualienmarkt.
Ich bin leidenschaftlich gern Pfarrer, und ich probiere gern was aus. Beileibe kein Widerspruch! So kommen nicht nur Menschen zu mir in den Gottesdienst, sondern auch schon mal Tiere bei unserer jährlichen "Viecherlmesse" im Juli. Immer vor den großen Ferien segne ich Gefährte aller Art beim Fahrzeug- und Motorradgottesdienst, auch Bobby Cars und Kinder-Roller - schließlich bin ich selbst begeisterter Inlineskater und Motorradfahrer. Und dann noch zwei Superlative: Wir haben jedes Jahr die größte "Indoor-Weihnachtskrippe" der Welt in unserer Kirche stehen, und ich bin der einzige katholische Pfarrer, der als Bedienung auf dem Münchner Oktoberfest arbeitet. Wie so vieles im Leben war auch dieser Einsatz nie geplant - die besten Dinge im Leben fallen einem immer zu, sind pure Geschenke.
So sehe ich auch meine Arbeit bei "Wir in Bayern", wo ich seit ein paar Jahren zu Fragen des Glaubens und des menschlichen Miteinanders Stellung nehme, als Geschenk. Und daraus hat sich dann noch etwas entwickelt, auch dies, zumindest von mir, völlig ungeplant: meine eigene Talksendung! "Pfarrer Schießler - Gäste & Geschichten" heißt sie. Darauf bin ich schon ein bisserl stolz. Wenn das jetzt meine leider viel zu früh verstorbene Mutter miterleben dürfte - was sie wohl sagen würde? Vielleicht: "Bist ja doch so was Ähnliches geworden wie ein Poet. 'Rainer Maria', des passt schon zu dir, oder …?"
Ihr Pfarrer Rainer Maria Schießler