Baumpflege Wann Bäume Äste lassen müssen
Sascha Reisch und sein Team werden gerufen, wenn Bäume Probleme machen: Wenn Äste zu nah an die Hausfassade gewachsen sind und diese bei Sturm beschädigen können. Oder tote Äste, die herunterfallen und Menschen gefährden können. Äste mit einem Durchmesser von 5 Zentimeter können schon schwere Wunden verursachen, dickere können sogar tödliche Verletzungen zufügen. Tote Äste, die über einen genutzten Garten oder begangenen Weg ragen, müssen daher abgeschnitten werden.
Wenn es gefährlich werden kann, den Profi rufen
Wer es selber machen will, dem empfiehlt der Baumpflege-Profi Sascha Reisch, eine Teleskop-Säge zu benutzen. Die Säge sitzt an einer stabilen Teleskop-Stange, die vier oder sogar bis zu 10 Meter ausgefahren werden kann. So kann sicher vom Boden aus geschnitten werden. Aber Vorsicht vor dem dann herunterfallenden Ast! Zur Sicherheit setzen Sascha Reisch und seine Kollegen immer einen Helm auf. Das Areal sperren sie zuvor ab. Und warnen mit einem lauten Ruf vor jedem Ast-Wurf.
Höher gelegene Äste sollte ein professioneller Baumpfleger machen. Reisch kennt Fälle, bei denen erfahrene Bergsteiger glaubten, selbst in den Baum klettern zu können. Doch der Baum, so Reisch, ist organisches Material: „Da braucht es viel Erfahrung, um beurteilen zu können, welcher Ast einen hält und welcher nicht.“ Und seine Sicherungsausrüstung ähnelt zwar der der Bergsteiger, hat aber Unterschiede. Die Seile beispielsweise sind statisch – das heißt, sie haben keine Seildehnung. Wer ein Kletterseil mit Seildehnung verwendet und stürzt, könnte auf den nächsten Ast fallen und sich verletzen. Zudem arbeiten die Profis mit speziellen Sicherungsgeräten, die Rücklaufsperren haben: Bei Stürzen stoppen diese automatisch den Fall.
Den Ast schneidet Reisch mit einem Ober-Unter-Schnitt. Dabei schneidet er zunächst den Ast mit etwas Abstand vom Stamm. Als erstes setzt er unten und weiter hinten an und sägt den Ast nur zur Hälfte durch. Den zweiten Schnitt dann, leicht versetzt, von oben und weiter vorne, also vom Stamm entfernt. Das verhindert, dass der Ast während des Schnitts ausreißt. Abschließend sägt er dann den Stumpf nahe am Stamm leicht angeschrägt ab.
Beim Beschneiden von Bäumen ist soweit vorhanden die jeweilige örtliche Baumschutzverordnung zu beachten. Darin sind Zeiträume etwa wegen des Schutzes von Brutvögeln sowie das maximale Ausmaß des Schnitts beschrieben – und auch, ob eine Genehmigung nötig ist. Verstöße gegen die Baumschutzverordnung können teuer werden! Beim Baumschnitt sollte nur so viel wie nötig geschnitten werden, um die Sicherheit zu gewährleisten, und so wenig wie möglich, um die Vitalität des Baumes zu erhalten. Im Zweifel sollte auch hier der Profi zur Beurteilung herangezogen werden. Selbst bei starken Schäden, etwa großen Fäulnis-Stellen, kann es mitunter ausreichen, die Krone nur etwas zu lichten, mit einem sogenannten Entlastungsschnitt. Dadurch wird die Fäulnisstelle weniger belastet. Fäulnisstellen selbst zu erhalten kann auch ökologisch sinnvoll sein, da sie Insekten, Pilzen und Vögeln Lebensraum bieten. Grundsätzlich braucht es viel Erfahrung, um die Stabilität eines Astes oder Baumes ausreichend beurteilen zu können und Schad- und Fäulnis-Stellen zu erkennen und richtig einzuschätzen.
Gartenbesitzer müssen auch darauf achten, dass Bäume oder Büsche genug Freiraum über einem angrenzenden Bürgersteig lassen, wenn sie auf diesen ragen. Sie sollten nicht tiefer als 2,50 Meter hängen, so dass etwa Fahrradfahrer auch stehend darunter durch fahren können und LKWs nicht beschädigt werden.
Um einen Baum zu erhalten, rät Sascha Reisch darauf zu achten, dass der Boden unter dem Traufbereich nicht verdichtet ist. Falls doch, dann diesen mit einer Bodenkralle wieder leicht auflockern – dabei natürlich nicht tief graben, um die Wurzeln zu schonen. Und auf den Boden im Traufbereich Kompost für die Nährstoffversorgung zu geben.