Pflegetipps vom Profi Besuch beim Heuchera-Sammler
Alois Kraller aus Altötting ist Pflanzensammler. Unter anderem haben es ihm die Purpurglöckchen angetan, botanisch Heuchera. Hier seine Tipps zu Kultur und Pflege.
Regelmäßig wackeln…
…ist der erste Tipp. Denn vor allem in den Kübeln hat Alois Kraller oft Probleme mit Dickmaulrüsslern an den Wurzeln. Dickmaulrüssler sind gefräßige schwarze Käfer. Das Hauptsymptom befallener Pflanzen: Buchtenfraß an den Blättern. Das ist bei Purpurglöckchen allerding selten der Fall. Vielmehr sind es die gefräßigen Larven, die den Pflanzen das Leben schwermachen. Sie fressen zunächst die feinen Faserwurzeln und arbeiten sich dann immer weiter zum Wurzelhals vor. Die Folge: die Pflanzen wackeln, wenn man sie etwas schüttelt. Sie stehen einfach nicht mehr auf eigenen Füßen. Nicht zu verwechseln mit Staunässe. Die führt dazu, dass die Wurzeln faulen. Die Pflanzen zeigen oberirdisch dieselben Symptome: schlappes Laub, das seine Leuchtkraft verliert.
Mit Staunässe hat Alois Kraller keine Probleme, er weiß um die Ansprüche der Pflanzen und bietet ihnen die entsprechenden Bedienungen. Wenn eine Pflanze beim regelmäßigen Rundgang doch mal wackelt, sind meist die Dickmaulrüssler-Larven dafür verantwortlich. Mit Sicherheit kann man das aber erst sagen, wenn man die Pflanze austopft und den Wurzelballen genauer unter die Lupe nimmt. 2-3 Larven reichen schon aus, um eine Pflanze zu Fall zu bringen. Oft findet man aber viel mehr davon. Erkennen kann man die Dickmaulrüssler ziemlich leicht. Die Larven sind leicht behaart. Ihr Körper ist reinweiß, der Kopf hingegen bernsteinfarben bis bräunlich.
Das effektivste Mittel gegen die Tiere ist in Alois Krallers Augen das Absammeln und Töten. Auch ein Absammeln der adulten Käfer schadet nicht. So kann es erst gar nicht zur Eiablage und somit zur Entwicklung der Larven kommen. Das Absammeln ist allerdings etwas abenteuerlich. Dickmaulrüssler sind nachtaktiv, rennen sofort weg, wenn das Licht angeht. In den frühen Morgenstunden ist es aber oft so kalt, dass die Tiere noch sehr träge sind. Dann kann man sie mit der Taschenlampe bewaffnet aufspüren und einsammeln. Sieht man sie nur noch davonhuschen, gibt es noch einen anderen Trick: man bietet ihnen ein Versteck an. Zum Beispiel einen umgedrehten, mit Holzwolle gefüllten Tontopf. Hierein verkriechen sich die Tiere, wenn es hell wird, und man kann sie auch tagsüber bequem einsammeln.
Alternative Behandlungen
Im Handel sind auch Nematoden gegen die Käferlarven erhältlich. Das sind winzige Fadenwürmer, die über das Gießwasser verabreicht werden. Sie parasitieren die Larven und fressen sie von innen heraus auf. Der Einsatz ist allerdings an spezielle Bedingungen wie eine bestimmte Bodentemperatur gekoppelt und sollte daher nur im Frühjahr oder Herbst erfolgen. Auch der Einsatz von Azadirachtin, dem Wirkstoff des Neemöls, bringt gute Erfolge. Entweder als Spritzung aufs Laub gegen die adulten Tiere oder als Zusatz zum Gießwasser gegen die Larven.
Regelmäßig teilen
Vor allem in Kübeln werden die Pflanzen schnell so groß, dass man sie regelmäßig teilen sollte, wenn sie sich wohl fühlen. Das klappt allerdings von Sorte zu Sorte unterschiedlich gut. Aus manchen Pflanzen bekommt man gleich mehrere Teilstücke, manchmal sind es aber auch nur zwei.
Scharfes Werkzeug sollte man für diese Maßnahme aber in jedem Fall verwenden. Zwar lassen sich die Pflanzen oft auch gut händisch auseinanderbrechen, die Wurzeln und eventuell Teile des Laubes sollte man aber dennoch einkürzen und nachschneiden. Saubere Wunden verheilen einfach besser als Quetschungen!
Das Substrat…
…mischt Alois Kraller selbst. In reiner Blumenerde fühlen sich die Pflanzen oft nicht wohl und leiden unter stauender Nässe. Außerdem sind solche Substrate meist für die einjährige Kultur von Balkonblumen konzipiert, verdichten sich im Laufe einer Saison schnell. Heuchera sind aber dauerhafte Kübelpflanzen, die mehrere Jahre im selben Topf stehen. Daher benötigen sie Strukturstabilität und Erden, die gut durchlüftet sind, also Wasser gut abfließen lassen. Daher mischt Alois Kraller zu seiner Erde immer noch Sand und Perlite (gibt’s beides im Gartencenter) und für die Nährstoffversorgung etwas Kompost.