Grünes Wien Auf den Spuren Hundertwassers
Alexandra Rath liebt ihre Heimat Wien und deren Stadtnatur. Die Buchautorin führt regelmäßig Besucher durch ihr "Wildes Wien". Der Focus dabei ist zweigeteilt. Liegt zum einen auf essbaren Wildkräutern, Früchten und Pflanzen, zugleich aber auch auf den historischen Plätzen, Gärten oder interessanten Persönlichkeiten Wiens. Sie hat uns mitgenommen auf eine Tour auf den Spuren des Künstlers und Visionärs Friedensreich Hundertwasser.
Grünste Stadt der Welt
Wien wurde 2020 im "The World's 10 Greenest Cities 2020"-Ranking als "grünste" Stadt der Welt ausgezeichnet. 50 Prozent der Fläche Wiens sind grün. Zu den großen Grünflächen gehört auch der Wiener Prater, ein Ausflugs- und Erholungsplatz. Hier treffen wir auf Alexandra Rath. Sie ist gerne hier unterwegs, wachsen in den naturbelassenen Bereichen doch viele Wildkräuter. Und hier findet sich auch die Auenlandschaft, die Friedensreich Hundertwasser so schätzte. Denn eine Auenlandschaft ist wie ein Schwamm, kann Wasser aufsaugen und wieder abgeben. Der Visionär Hundertwasser wies schon damals darauf hin, dass eine Bachregulierung nur Böses bringen kann - die Natur braucht Raum - auch in der Stadt.
Das "schönste Wohnhaus Wiens" - das Hundertwasserhaus
Wir folgen Alexandra weiter über den Donaukanal, dort liegt die Hundertwasser-Promenade. Ein Weg, den Friedensreich Hundertwasser gerne ging und dort ebenfalls Pflanzen sammelte, die er zu Tee und Aufgüssen weiter verarbeitete. Entlang der Hundertwasser-Promenade finden sich viele Linden, deren Blüten jetzt im Hochsommer gut in Salate passen, auch Wasserminze und Brennnessel lassen sich hier entdecken. Der Künstler Friedensreich Hundertwasser war oft entlang des Donaukanals unterwegs, weiß Alexandra Rath, liegt die Promenade doch nur wenige Meter vom Wohn- und Arbeitsplatz des Künstlers entfernt.
Auch eines seiner wichtigsten Projekte liegt in diesem Bezirk - das Hundertwasserhaus. Ein Wohnhaus, das die Bedürfnisse der Menschen und der Natur berücksichtigen soll. Denn nach Hundertwasser umgeben den Menschen 3 Schichten: die Haut, die Kleidung und die Mauern seiner Wohnung. Sind diese Mauern gerade und grau, sind sie eher ein Gefängnis. Dort kann sich niemand entfalten. Sein Hundertwasserhaus war der Gegenentwurf zur genormten Architektur. Nichts ist geradlinig, einförmig und eintönig. Menschen und Pflanzen dürfen sich hier seit 1985 frei entfalten: Von außen ist das Haus für jeden frei zum Besichtigen. Ins Innere jedoch dürfen nur Bewohner und deren Besucher!
Alexandra Rath ist mit Elfriede Forte im Hundertwasserhaus verabredet. Die Künstlerin lebt seit Beginn hier, kannte Hundertwasser noch persönlich. Für Elfriede Forte ist das Wohnhaus bis heute ein Wunderwerk. 50 Wohnungen und 19 Terrassen hat das Haus. Darunter private Terrassen und Gemeinschaftsterrassen.
"Von oben sieht man keine Häuser, nur Wald und Wiesen. Die Waagrechte gehört der Natur, die Senkrechte gehört dem Menschen, das heißt, überall, wo Schnee und Regen hinfällt, muss die Vegetation frei wachsen."
so die Meinung Hundertwassers.
Betritt man die Terrasse, ist alles Grün, man ist umgeben von lichtem Wald. Nicht erdrückend, denn es gibt keine Nadelbäume, sondern im lichten Schatten von Linden und Eichen. Es ist angenehm kühl, die Geräusche der Stadt gedämpft. Überall hört man Vögel zwitschern, die häufig im Wilden Wein ihre Nester bauen, so sagt Elfriede Fort. Es ist eine ganz eigene Erfahrung, mitten in Wien auf einem Haus im Wald zu stehen, so empfindet es auch Alexandra Rath.
Industrie und Natur?
Weiter führt uns Alexandra durch Wien. Von "Wiens schönstem Wohnhaus" geht es weiter am Donaukanal entlang, in den 9. Bezirk. Hier steht ein Industriebau, der heute die Handschrift Hundertwassers trägt: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Nach einem Großbrand wurde der Auftrag das Gebäude neu zu gestalten an Hundertwasser herangetragen. Doch der lehnte ab. Für ihn war die Müllverbrennungsanlage ein Zeichen der "Wegwerfgesellschaft". Das Versprechen einer möglichst nachhaltigen Wirtschaftsweise und der Einbau modernster Technik überzeugten den Visionär schließlich. So ist das Gebäude ein Kunstwerk, auf dessen Dächern Bäume und Sträucher wachsen. Es ist mittlerweile eines der prägnantesten und bekanntesten Bauwerke Wiens. Die Spittelau versorgt zudem zehntausende von Haushalten mit Energie.
Alexandras Rundgang endet in Sichtweite der Spittelau, im gut 50 Hektar großen Augarten. In diesem Park liegen in einem geschützten Bereich die Beete der City Farm. In dem ökologisch bewirtschafteten Gemüsegarten wachsen zwischen den Beeten Wiesenblumen und Wildkräuter. Hier sammelt Alexandra ihre Blüten für eines ihrer liebsten Stadtnatur-Rezepte: Wiesenblüten-Kekse.
City Farm Augarten
Das Kompetenzzentrum für ökologischen Gartenbau und zukunftsfähige Landwirtschaft mitten in Wien
Die City Farm ist ein städtischer Erlebnisgarten. Altersgerecht werden hier naturwissenschaftliche Themen vermittelt. Ob Kinder oder Erwachsene - hier erleben sie gemeinsam, wie das Gemüse keimt, wächst und fruchtet, bis es auf dem Teller liegt. Die Freude und das Erlebnis etwas wachsen zu sehen, ermöglicht es einen persönlichen Bezug zur Umwelt und zu unserer Nahrung herzustellen. Neben rein gärtnerischen Fähigkeiten geht es spielerisch um das Erleben gesunder Ernährung, Achtsamkeit gegenüber anderen und auch sich selbst, Kreativität und vieles mehr. Die City Farm bietet ganzjährig ein vielfältiges Spektrum an Veranstaltungen an.
Kontakt:
Obere Augartenstraße 1/8
1020 Wien
Tel. +43 6606648450
Email info@cityfarm.wien
Die City Farm Augarten ist momentan nur im Rahmen von Programmen und Veranstaltungen für Gäste geöffnet.
Orte und Adressen
Thymian- Wiesenblüten-Kekse
Kekse passen in jede Jahreszeit, findet Alexandra Rath, vorausgesetzt sie sind geschmacklich auf Frühling oder Sommer abgestimmt. Das geht mit einem klassischen Mürbteig-Rezept ganz einfach. Statt Weihnachtsgewürzen kommen dann allerdings Kräuter mit in den Teig. In diesem Fall etwas wilder Thymian. Auch andere Wildkräuter und Blüten können mit in den Teig, der Rest darf als Dekoration später die Plätzchen verzieren.
Zutaten Teig:
- 300 g Mehl
- 200 g kalte Butter
- 100 g Staubzucker
- 1 flacher Teelöffel Thymian oder andere essbare Kräuter
- Backpapier und Keksausstecher
Zutaten Topping:
- 100 g Staubzucker
- 2–3 EL heißes Wasser
- essbare Blüten (Taubnessel-Arten, Wiesen-Salbei, Quendel, Klee, Gänseblümchen, Obstblüten, Tagetes, Ringelblumenblütenblätter usw.)
Zubereitung:
Die kalte(!) Butter in grobe Stücke schneiden und mit dem Mehl, dem Staubzucker und den Thymian-Blättern rasch, am besten direkt auf der Arbeitsplatte, zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Den Teig in Folie oder ein Tuch wickeln und an einem recht kühlen Ort rasten lassen. Im Sommer wahrscheinlich im Kühlschrank. Mindestens 30 Minuten, besser eine Stunde. Den Backofen auf 190°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Den ausgeruhten, kühlen Teig noch einmal kurz durchkneten und auf einer gut bemehlten Arbeitsplatte etwa 5 mm dünn auswalken. Die Plätzchen ausstechen und ca. 7-10 Minuten goldbraun backen. Nach dem Abkühlen den Staubzucker mit heißem Wasser oder Zitronensaft glattrühren, die Kekse mit bestreichen und nach Geschmack mit Blüten verzieren. Sollen die Plätzchen länger halten, am besten getrocknete Kräuter und Blüten verwenden.
Ein Rezept von Alexandra Rath